Frankfurter Neue Presse
YV

Herman van Veen -

Mime im Glück und im Pech

21 okt 1975

Die erste Begegnung mit Frankfurt?
Für ihn kein Anlaß zu großer Freude: Kaum hatte Herman van Veen das Flugzeug verlassen, da wurde-er auf dem Weg zur Zollkontrolle - von zwei Herren zur Seite gebeten. Diskret. Eine Durchsuchung folgte.



Jeden Tag macht die Frankfurter Flughafen-Polizei eine Stichprobe. Ein Fluggast wird besonders intensiv kontrolliert.

Diesmal traf es den niederländischen Alleinunterhalter und Allroundtalent Herman v&s Veen. "Man hat sich alles aufs Korn genommen. Jedes Stück in . meinen Koffern wurde einzeln herausgenommen und überprüft. Und danach kam ich dran. Von oben bis unten wurde ich unter der Lupe besehen. Der Frankfurter Flughafen, ein Abenteuer. Aber kein angenehmes."
Herman erzählt lässig. Holländischer Akzent. Und das kommt gut an in Deutschland. Am Abend in der Jahrhunderthalle ist man sehr gespannt, sehr erwartungsvoll. Keiner kann sich so richtig unter Herman etwas vorstellen. "Frauen und Kinder zuerst, und wenn die durch sind durch das Minenfeld, kommen wir - sagte der Katholik, der Kommunist, der Militante, sagte der Pazifist, der Kapitän, der Automat", rezitiert Hermann, irgendwann im Laufe des Abends aus seinem großen Buch.

Abrupt unterbricht er seine Lesung, beginnt zu singen, flüstert, um das Publikum plötzlich mit wildem Schrei aufzuschrecken. Dann Stille. Ganz leise, zaghaft beinahe spielt die Musik auf, die Kapelle in Kammermusikbesetzung, Hermann interpretiert nun tänzerisch, wird zum Pantomimen, läuft und springt auf der Stelle, verrenkt sich. Er erinnert nun an Hans-guck-in-die-Luft, wie er so zum Himmel schaut.

Stark besetzt ist die Jahrhunderthalle an diesem Abend nicht, aber die, die gekommen sind, klatschen begeistert, obwohl manches ein bißchen zu stark aufgetragen scheint.



YV