Kolnische Rundschau
BIRGIT ECKES

Zwischen Autobiographie und Erfindung:
Herman van Veen und Mcnique van de Ven


Angst in der leeren Bühnen welt

Hermann van Veens Debüt als Regisseur:
"Ich lieb' Dich noch"

21 aug 1982

"Ich lieb' Dich noch", sagt der Clown, der weltschmerzliche Poet. Auf der Bühne, im Zirkus oder unter freiem Himmel - das ist Hermann van Veens sprichwörtliche Liebe zu seinem Publikum. Hier, in seinem Debutfilm, ist die Aussage jedoch ganz privat, fast schon intim gemeint.


Also ein Seelenstriptease auf der Ebene des Melodrams? Ja und nein. Vincent ist Hermann van Veen, ein berühmter Entertainer, den Ängste quälen. Ängste, die als traumatische Schlaglichter durch den Film geistern. Im Gespräch mit einem Freund nehmen sie als Rückblenden Gestalt an: die Furcht vor der Leere der Bühnenwelt, vor Problemen mit der Ehefrau, vor Trennung und Verlust des Kindes.

Autobiographisches, könnte man sagen, und doch spielt van Veen in diesem Film der 1979 in Holland produziert wurde, Möglichkeiten durch, die in seiner Entwicklung liegen könnten. Sie werden sensibel aufgefangen, variiert, phantasiereich ausgesponnen.

Doch der Mangel des Films liegt gerade in seiner großen Privatheit: Die Menschen, die sich um Vincent gruppieren, bleiben blaß und unkonturiert; der Verdacht auf Eigenwerbung drängt sich auf und wird unterstützt durch häufige Einblendungen des applaudierenden Publikums. Die fehlende Rahmenhandlung einersetis und die endlose Ausdehnung der Traumsequenzen andererseits ermüden.

Der Film ist sprachlos, ohne farbige und zwingende Bilder zu haben; er ist schwer ohne allzu große Substanz. Die Auswahl der Einstellungen erscheint manchmal gequält und beliebig, als ob hier mit Gewalt ein Bild geprägt werden sollte.

Also schließlich doch Imagepflege für die Bühne? Wenn ja, dann vielleicht besser gleich auf der Bühne.



BIRGIT ECKES