Westdeutsche Zeitung
b.m.

Ein Harlekin aus Holland

21. Juli 1970

Wer am Sonntagabend zu mitternächtlicher Stunde noch vor dem ersten Programm saß, der konnte konstatieren daß Holland auf dem Gebiet der Allein-Unterhalter ein sehr fruchtbares Land ist.


Nachdem Corry Brokken ihr künstlerisches Kapital ziemlich verspielt hat und Rudi Carell in der Gunst des deutschen Publikums zur Spitzengarde vorgestoßen ist, präsentierte sich mit Herman-van-Veen ein neuer erstaunlicher junger Mann.

Mit seinen 25 Jahren ist er bereits äußerst vielseitig. Spielt reihenweise Instrumente, singt mit sympathischem Timbre seine Songs, und hält sich dabei auch humorig mal eine Stechpalme vor das Gesicht. Als Kabarettist beherrscht er die pointierten Sketsch, als Tänzer die Pantomime. Immer ist er der heitere Harlekin der Kleinkunst, ist von einer entwaffnenden Burschikosität und fern vom lauten Getöse.

Theo Ordemann hatte die Show mit großartigen farbigen Pop Einfällen garniert - und der junge blonde Mann ging in diesen Stilelementen ganz auf. Sein Duo am Flügel, seine Barhocker-Parodie und sein Trommler-Chanson waren kabarettistische Höhepunkte von internationalem Format.

Alles in allem:
Man war hingerissen von der Darbietung, von der originellen Form und von dem technischen Einfallsreichtum.



b.m.