Lübecker Nachrichten
J.H.

Die Herman-van-Veen-Show

21. Juli 1970

Das ist ein erstaunlicher junger Herr aus Holland, der die neue Erkenntnis bestätigt, daß aus dem Land der Tulpen, der Beatrix und der blanken Fensterscheiben gute kabarettistische Nachwuchskräfte kommen, die nicht "wunnebar" sind, sondern intelligent.


Herman van Veen ist ein Harlekin mit starken pantomimischen Fähigkeiten, ein guter Musiker, der am liebsten vor lauter Begeisterung für sein Cello in das Instrument hineinkriechen würde ein Geiger, der einen rasend schnellen Czardas hinlegt, wobei er sich dem nächstbesten Mädchen im Publikum auf den verblüfften Schoß setzt, und ein Schnulzensänger, der die deutschen Textübersetzungen von Marcus I. Scholz parodiert.

Früher nannte man einen solchen Mann einen Tausendsassa, heute ist es ein Entertainer, ein Alleinunterhalter, ein Showman, der sein Gesicht erstaunliche mimische Wandlungen vollziehen läßt, mit den langen Händen Kapriolen vollführt und mit den Beinen so wirbelig tanzt, daß einem schon beim Zuschauen die Luft ausgeht.
Und das bei zuckendem Licht. So beachtenswert wie Herman van Veen sind sein Regisseur Theo Ordeman und die Fünf-Mann-Combo.

Sie gibt sich ebenso gelassen wie meschugge. Amsterdam hat es wirklich in sich (Erstes Programm).



J.H.