MANNHEIMER MORGEN
Hans Steuerwald

Bis hierher und ... weiter

Herman van Veen im Mozartsaal des Rosengartens

21 April 1989

Obwohl er sich selbst als „realistischen Pessimisten“ bezeichnet, läßt der Toumeetitel „Bis hierher und ... weiter“, den der holländische Entertainer Herman van Veen für seine Mammutreise durch deutsche Lande gewählt hat, hoffen. Denn trotz aller Weltuntergangsstimmung, „trotz Umweltverschmutzung und Rüstungswahnsinn“, ist Resignation nicht seine Sache, drängt es ihn, dem schon biblischen verneinenden Originalzitat widersprechend, vorwärts, weiter.


Herman van Veen: 1945 bis 2045, wie er es - auch bei seinem Auftritt im Mozartsaal des Mannheimer Rosengartens - in einer schon vorweggenommenen Biographie verspricht. Was ist er eigentlich mehr, dieser Herman van Veen, der sich selbst als „Clown und Holländer“ tituliert.
Ist er mehr Sänger und Komponist, mehr Tänzer, Schauspieler, Schriftsteller oder Regisseur? Eine Kostprobe seines Könnens gab er aus fast allen Bereichen. Der Mittvierziger ist kein stiller Poet, aber er liebt die leisen Töne. Seine Botschaft, eben trotz aller Unbill des Lebens weiterzumachen, nicht aufzugeben, verkündet er einfühlsam, mitunter allerdings auch drastisch formuliert, wenn es dem Thema angemessen ist.

Sein Bogen reicht weit, von seinem Geburtsjahr 1945, mit besonderen bühnentechnischen Knalleffekten angekündigt, („Die gewaltigen Busen der Mutter, die wie Eisbrecher auf mich zukommen“) bis zum Nachdenken über das plötzliche Sterben („Ich wollte doch mein Auto noch waschen“).

Dazwischen die ganze Bandbreite menschlichen Seins und Werdens, mit einer Liebeserklärung an Tochter Anne, mit der Erinnerung an Stunden, die man lieber vergißt („Dieser Tag ist wie ein Griff ins Klo“), mit Nachdenken über Zeitungszeilen („Schießen für den Frieden“). Dazu Nachdenkliches allgemeiner Art („Manche lieben nur, um geliebt zu werden“) und die Erkenntnis: „Das einzige was sicher ist, daß heute nichts mehr sicher ist.“

Herman van Veen - mit wohlgesetzten Tönen und schön formulierten Worten hat er sich mit dem Schicksal der Welt auseinandergesetzt. Und doch hat er bei allem „noch ein zärtliches Gefühl“, eine Regung, die Widerhall bei seinem langanhaltend applaudierenden Publikum fand.



Hans Steuerwald