NEUE PRESSE
Monika Hahn

Van Veen über Reagan, Regen und Elefanten

21. januar 1989

Nein, Konzerte sind das nicht. Bühnenshow - trifft’s das? Auch nicht. Also, bitte, was dann? „Vorstellungen, äh? Kommt von sich etwas vorstellen“, sagt Herman van Veen. Und hat damit mal wieder recht. Bis heute abend ist im Aegi-Theater zu sehen (ist ja gut, Herman - besser: zu erleben), wie dieser Clown sich mit Lust und Leidenschaft zuweilen vorstellt, was geworden wäre, wenn ... Wenn er nicht der wär’, der er ist. Hätte ja auch einiges schieflaufen, anders laufen können.


Herman van Veen gestern in der NP-Redaktion - einer ohne Wenn und Aber. Einer, der so ist, wie er ist und der dazu steht. „Ich habe nichts zu verstecken.“ Und fängt plötzlich an zu lachen, weil er an Reagan denkt.

„Ich sehe sein Gesicht im Fernsehen, geliftet und mit viel Farbe, dazu gefärbte Haare. Und was sehe ich wirklich?“ Dramaturgische Pause. „Ich sehe seinen Körper - nackt und mit Falten. Dieser Mann ist nichts weiter als ein Gesicht - an american dream.“ Und dann guckt er ganz treuherzig und versichert: „Wenn ich meine Hosen ausziehe, ist die Haut nicht anders als die im Gesicht.“

Begriffen? Hm, hat mit Sein und Schein zu tun. „Bon“, lobt Herman, „nehmen wir den David Bowie, der alles getan hat, was der liebe Gott verboten hat. Wenn der Bowie im Regenmantel auf der Bühne steht, dann ist der so wie einer, bei dem’s im Leben viel geregnet hat.“

Von den schwerwiegenden Dingen des Lebens zu den kleinen: Sabine bittet um einen Geburtstagsgruß an die Mutter, die ihn so verehrt, den Herman. Und Herman sagt: „Kein Problem, machen wir.“ Werner aus Barsinghausen will von van Veen wissen, was er in Amerika gemacht hat. „Off-Broadway gespielt, zwei Wochen lang, danach in der Carnegie Hall.
Im nächsten Jahr geht es wieder rüber.“ Und noch was: Wer, glaubt er, wird das Fußball-Rückspiel Deutschland-Holland gewinnen? „Leider Holland“, bedauert Herman und macht ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.

Zum Thema Macht: Herman steht auf der Bühne und dirigiert den Beifall wie Karajan die Berliner Philharmoniker. Herman winkt mit dem kleinen Finger ab - und es ist stante pede mucksmäuschenstill. „Bon“, sagt der Mann mit den blauesten Augen der Welt (da kommen höchstens die von Paul Newman mit), also gut, das funktioniert so: „Ich zeige einem Kind meine leere Hand und sage, guck mal, hier steht ein kleiner Elefant. Und was passiert?

Es sieht den Elefanten!“



Monika Hahn