Rhein-Zeitung
Dietmar Buschwa

Kantige Texte

Van Veen: „Vergessen kann ich nicht“

20. Oktober 1992

ASCHAFFENBURG. „Nein, mach’ Dir keine Sorgen, das passiert doch nur im Osten.“ „..„Ich hab’ blaue Augen - und ich habe eine weiße Haut.“ Herman van Veen „telefoniert“ von der Unterfrankenhalle via Mikro mit seiner Mutter. Er ruft aus dem Grand Hotel Deutschland in ein anderes Land: „Sorge Dich nicht!“ keine Sorge erreicht die Menschen im Dunkel vor der Bühne.


Der Geschichtenerzähler, Sänger ind Clown ist mit seinen drei Freundlen - Erik van der VVurff, Nard Rteijnders und der Geige - wieder unterwegs. Er reist mit seiner Poesie durch ein kälteres Land und singt: Die Welt ist nicht sehr schön, doch du kannst sie ein wenig schöner färben ...“
Und er hält sich an den eigenen Text. Nach zweieinhalb Stunden ist den Konzertbesuchern wärmer.“Doch es ist keine wohlige Wärme. Van Veen kommt nicht lau. Die Buhne auf der er musiziert, steht mitten der Menschen und ihrer Angste. Ein scharfer Beobachter, kein Moralist zersägt hier mit durchdringendem Schrei die „Momente des Glücks“. Die Idylle überläßt er einschläfernd schlechten Filmen. Er setzt wache und kantige Texte dagegen.

Wenn er von seinen Träumen erzählt, zeichnen sich die Konturen der Realität um so klarer ab. In der Bar des Grand Hotel Deutschland da spielten Zigeuner ihr Lied, nahm Adolf Hitler seinen Drink, und Spezialisten traten an zur Judenhatz. „Und Vergessen kann ich nicht so gut.“

25 Jahre war Herman van Veen Goodwill-Botschafter für Unicef, hütet ungebrochen die Glut der Hoffnung. Sein Liebeslied „Nie mehr“ ist mehr als nur ein Ljebeslied:


„Laß uns nie mehr im Dunkeln Heben
streu nicht in meine Augen Sand nur weil sie dich zärtlicher liebkosen
als alle Finger meiner Hand. “





Dietmar Buschwa