Berliner Morgenpost
P. Perlia

Komödiant, Geiger und Mime:

Hermann van Veen lädt ein

19. Mai 1993

Potsdam - Wer noch keine Karten hat und Hermann van Veen live erleben möchte, muß sich beeilen: Die beiden Konzerte des holländischen Multittalents, die im Rahmen der am Freitag beginnenden „Niederländischen Tage“ stattfinden, sind fast ausverkauft. „Von den 750 Karten sind nur noch 100 übrig“, so Martina Pfeiffer, Mitarbeiterin der Potsdam-Information.


Kein Wunder, vereinen doch die Auftritte des gebürtigen Utrechters am Dienstag und Mittwoch kommender Woche in der Mittelhalle der Studios Babelsberg gleich zwei Premieren in sich: Bei seinem ersten Potsdam-Besuch stellt der 48jährige sein neues Album „Ja“ vor: Titel und Reihenfolge stehen noch nicht fest. Sie sind, wie der Sänger vorab verlauten ließ, abhängig von der Stimmung des Publikums.

Das Potsdamer Gastspiel ist nicht das erste im Osten Deutschlands: Schon lange vor dem Fall der Mauer besuchte er Berlin, trat 1982 unter anderem im Palast der Republik auf. Wenig später gelang ihm das fast Unmögliche: die DDR-Plattenfirma Amiga legte in Lizenzproduktion ein Album auf, das schnell zur Mangelware wurde. Und das nicht nur, weil sein Album damit das Schicksal fast aller Lizenzplatten teilte, sondern weil die Botschaft van Veens hier in einer besonderen Weise wahrgenommen wurde.

Van Veen damals in einem Interview: „In der früheren DDR hat man es ganz anders verstanden, wenn ich von Schmetterlingen sang, als hier.“ Im Gegensatz zu den DDR-Bürgern hätten die Deutschen in ihnen nichts Besonderes gesehen: „In der DDR waren sie ein Symbol dafür, daß sie frei überall hinfliegen konnten.“ Auch über die Mauer.

Hermann van Veen ist nicht nur Sänger. Er ist Komödiant, Geiger, Parodist und Mime. Er ist Texter und Komponist. Er ist Theater-Schriftsteller, Regisseur und Schauspieler. Und immer ist er scharfer Beobachter, der sich durch soziales und politisch Engagement einen Namen gemacht hat.

Bisherige Bilanz: Mehr als 50 Platten in vier verschiedenen Sprachen, daneben zahlreiche Filme und Ballettmusiken, Kinder- und Drehbücher für Fernsehserien. Jüngster Geniestreich:

Die Geschichte der Ente Alfred Jadocus Kwak.



P. Perlia