Sud West Presse
JOACHIM HENTSCHEL



An Hermanns Klavier brach das Eis

18.Nov 2000

Die nächsten Trimester-Ferien werden unvergesslich: 19 junge Schüler der Ulmer Akademie für darstellende Kunst (AdK) gehen im Februar mit einem Kinderstück von Hermann van Veen auf Tournee. Mit dabei ist der Sänger Ludwig Hirsch.


So still und dunkelgrau, wie seine Lieder klingen, zeigte Hirsch sich auch auf der Pressekonferenz in der Akademie: Seit Hermann van Veen ihm bei einer Plattenaufnahme geholfen habe, sei Hirsch ihm noch einen Gefallen schuldig gewesen. Deshalb habe er gleich zugesagt, als der hollndische Liedermacher ihm die männliche Hauptrolle in „Colom-bine“ anbot. Daheim in Österreich hat Hirsch zwar schon viel Theater gemacht, „aber nie mit so jungen Menschen. Eine spannende Sache.“

Seine Beziehungen ließ Hermann van Veen wohl nur deshalb so spielen, weil ihm die Inszenierungs-Idee von AdK-Leiter Ralf Reiner Reimann gefiel. Reimann hatte nach einem anspruchsvollen Projekt für seine Studenten gesucht und war dabei auf ein Kinderbuch van Veens gestoßen. Die Zeit, dieses Buch in ein Stück Musiktheater umzuschreiben, hatte der Holländer nicht. Aber er gab seinen Segen.

Regie-Dozentin Erika Solbrig sorgte dann selbst für die Bühnen- bearbeitung. Uqd dafür, dass die Jung-Mimen (Durchschnittsalter 25) verstärkt Gesangsunterricht bekommen. Den entscheidenden Kick gab einigen dann die Reise nach Utrecht zu Hermann van Veen. Dort hätten sie ein Wochenende lang so gesungen, erzählt ein Schüler, dass auch bei ihm das Eis gebrochen sei.

Viel zu tun haben sie noch bis zur Premiere am 3. Februar in Lahr. Neben zwei Shows im Ulmer Roxy stehen bei der Tournee auch elf Tage Wien, fünf Tage Berlin und drei Tage Leipzig an. Sponsoren für die sechsstelligen Produktionskosten sucht Reimann noch; immerhin hat die Redaktion der ARD-Kindersendung „Tigerenten-Club“ für Ende Januar eine Sondersendung versprochen.

Und das Stück, die „Colombine"? Ein typischer van-Veen-Stoff über die-weltverbessernde Kraft der Liebe. Ludwig Hirsch spielt einen Sänger, dem der böse Konkurrent die Stimme klaut. Vom poetisch hingehauchten Bass des Wieners wird .man demnach nur wenig hören.



JOACHIM HENTSCHEL