Neue Ruhr Zeitung
RUDOLF PIZMOHT


Niederländischer Künstler wich für die Jugend von seiner Tournee ab

1000 Besucher erlebten gestern in Rheinberg " Veen unbequem"

17 apr 1982

Alle lagen ihm zu Füßen - einige wenige standen auch oder hatten die Logen der Stadthalle mit den diesmal einzigen Sitzplätzen belegt.


Daß Hermann van Veen, der Liedermacher mit den zarten Tönen, komischen Gags und schrillen Klagen, gestern mit seinem Tourneeprogramm 1981/82 nach Rheinberg kam und 1000 meist Jugendliche Besucher unterhielt und nachdenklich machte, lag an zwei glücklichen Umständen.
Einmal, weil, ein couragiertes Mitglied der Bärenstarken Bühne Rheinberg vor einem halben Jahr Hermann van Veen bei seinem Tourneeauftakt schon fast das Versprechen abnahm, die junge Rheinberger Bühne mit seinem Auftritt in der Stadthalle zu unterstützen und neue Wege der Jugendarbeit in einer Kleinstadt zu unterstützen.

Zum anderen, weil der Teufel auch noch in der Technik lag. Hermann van Veen wollte für die Jugendlichen singen - aber da war noch sein Bühnenmeister Ed de Boer.
Er hätte die ganze Sache noch platzen lassen können, als er vor wenigen Wochen die technische Eignung der Stadthalle prüfte und zwei Augen zudrückte.

Gestern verriet er: "Für diese Programmproduktion ist die Bühne. eigentlich viel zu klein. Westfalenhalle oder Internationales Congress-Centrum Berlin mit einigen Tausend Besuchern sind die sonstige Kulisse der van-Veen-Tournee, die noch elf Stationen von insgesamt 110 offen hat.
So aber schloß der Bühnenmeister Kompromisse mit der Technik und der van- Veen-Tourneewagen konnte gestern mittag 30 Tonnen schwer vor die Stadthalle rollen. Sechs Mitglieder der Bärenstarken Bühne halfen dem van-Veen Team das 16 Tonnen Netto-Gewicht der Instrumente, Ton- und Lichtanlagen für die abendliche Show aufzubauen.

Kompromisse wurden auch beim Eintrittspreis geschlossen. Hermann van Veen mit seinen drei Musikern, sechs Technikern und zwei Produktionsleuten wird etwa 10 000 Mark erhalten aus den 700 8-Mark- Karten für Jugendliche und 300 16-Mark-Karten für Erwachsene (deren Vorverkauf wegen der großen Nachfrage nicht ganz reibungslos gelaufen war).

Und so hockte sich dann gestern abend die Jugendlichen in engen Reihen auf den Natursteinboden und warteten unter dem lila von der' Bühne leuchtenden Mond auf den Künstler und sein zweimal 45 Minuten dauerndes Programm (eine Besprechung folgt in der nächsten Ausgabe) mit dem Pianisten Erik van der Wurff, dem Saxophonisten Nard Reijnders und dem Gitarristen Cees van der Laarse und mit seinen Geräuschüberraschungen aus dem Lautsprecher.

Auch wenn die Sitzfläche taub wurde: Veen unbequem - das paßte zum Programm.



Rudolf Pizmoth