Saarbrücken Zeitung
lsabell Funk

Das Leben - zum Lachen

17 mrt 1982

Herman van Veen in der Saarbrücker Kongreßhalle


Der Clown mit der Glatze, so nennt er sich selbst, nichts Außergewöhnliches also, denn welcher Clown hätte keine Glatze? Das Alltägliche ist sein Thema, er verspottet es selten, er stellt es einfach dar. Daß die Wirklichkeit oft zur Persiflage gerät, ist allein das zweifelhafte Verdienst der Wirklichkeit. Dem niederländischen Künstler bleibt lediglich die genaue Beobachtung, die Umsetzung des Realen.

Der bauchige Lampion über der Bühne in der Kongreßhalle - einzige karge Dekoration. Uber Glutrot bis hin zum tiefen Lila wechselt er die Farbe, schwingt mal leise, mal heftiger mit der Musik - Indikator für Stimmungen, Gefühle.

Hat Herman van Veen auch scheinbar die Melancholie gepachtet, so überraschen dennoch nicht die abrupten markerschütternden Schreie - unvermittelt stechen sie durch den Raum. Sie sind Ausdruck eines Protestes gegen das Umenschliche schlechthin, eines Protestes, der in allen seinen Liedern anklingt.
Sympathisch an dem kahlen Pantomimen, dessen Ausdruckskraft gleichermaßen in den Gliedern wie in der Kehle steckt, ist die unverkrampfte Ehrlichkeit, mit der er dem Publikum gegenübertritt Da schwebt nicht einer mit pseudokritischer Erhabenheit über den Zuschauern - Herman van Veen ist einer von uns, mal unzulänglich, mal traurig, mal übermütig und im höchsten Grad verletzlich. Auch wenn er aggressiv wird, beleidigt er nicht. Seiner Pose des Schwächeren stünde auch die Satire nicht gut zu Gesicht. Trotz der banalen Erkenntnis, daß die Welt schlecht ist, trägt er keine Leichenbittermiene zur Schau. Im, Gegenteil, er strebt nach dem Positiven, er sucht es auch im Lachen.

In der Tat: Er hat "ein zärtliches Gefühl..."



lsabell Funk