Westfälische Nachrichten
HANNS PETER BUSHOFF

Ein trauriger Clown

Herman van Veen in der Halle Münsterland

17 feb 1982

Wer als Künstler innerhalb weniger Wochen mit dem gleichen Programm zweimal hintereinander die Halle Münsterland füllen kann und dennoch nicht eine Minute Langeweile aufkom- men läßt, der muß schon etwas von seinem Handwerk verstehen: Herman van Veen, der nach seinem münster- schen Konzert Ende letzten Jahres versprochen hatte, ein Wiederholungskonzert zu geben, hielt sich an seine Worte - am Montagabend gastierte der holländische Sänger, Tänzer, Komponist und Pantomime wiederum vor einem vollbesetzten Haus.


Eine kleine Änderung hatte es in der Begleitband gegeben: Zwar stehen neben Herman noch immer drei Musiker auf der Bühne, doch außer den Pianisten Eric van der Wulf und einen Bassisten hatte der Holländer diesmal einen versierten Saxophonisten statt eines Schlagzeugers mitgebracht, eine Entscheidung, die sich auf den ersten Eindruck hin bezahlt macht, denn der warme Klang eines Baritonsaxophons läßt sich zweifellos noch besser in das van Veen'sche Konzept integrieren als die Rhythmik eines Percussionisten.

Dabei ist dieses Konzept eigentlich nur zum Teil auf musikalische Begleitung angewiesen, denn van Veen's Programm ist genauso wie Konzert auch Theater und Kabarett: Im Unterschied zu vielen anderen Künstlern der leichten Muse arbeitet der Hollän der mit einem minutiös ausgearbeiteten Programm, an dem er wie ein Regisseur so lange feilt, bis jede Überleitung und jeder musikalische Abfolge perfekt ist.

Und trotzdem leidet diese inszenierte Zusammenstellung von Sketchen, Liedern, Monologen, Pantomimen und Clownerien nicht an Überperfektion oder gar Vorhersehbarkeit, die feine Grenze zwischen professionellem Timing und billigem Kalkül wird nie verletzt.

Die Themen, mit denen van Veen sich auseinandersetzt, sind so zahlreich wie seine künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Im Vordergrund steht jedoch die von Umweltgefahren, Rüstungswahn und politischem Leichtsinn bedrohte Welt und das menschliche Individuum, das aufgrund dieser Gefahren und Bedrohungen immer hilfloser und anonymer wird.
Jedoch trotz der Bestimmtheit seiner Aussageh ist van Veen kein Schwarzmaler, er versteht es, mit seinen selbstironischen Späßen die Betroffenheit zu entspannen, die manche seiner Texte beim Zuhörer auslösen. So ist er ein Mensch, der trotz seiner pessimistischen Texte und seines Zweifels eine große Portion Optimismus und Hoffnung an sein Publikum weitergeben kann.

Die mehr als drei Stunden seines Konzertes werden noch lange ihre Wirkung haben.



HANNS PETER BUSHOFF