De Nudije
Schmitz-Normann

Holländer & Clown !

16 März 1989

Mit dem, was Hermann van Veen macht, beßndet er sich auf einer anderen Ebene als alle • anderen: er verbindet Circus & Kunst, Theater & Lieder, Krieg & Lachen, Groteske & Philosophie. Am Freitag dem 3.3. trat er in der Kölner Sporthalle auf.


In der wohlbestuhlten , nicht ausverkauften Kölner Sporthalle waren Gesundheitsschüler aller Altersstufen fest entschlossen ihr Idol einen Abend lang zu feiern. Van Veen gab ihnen alles was sie 'Eine Bewegung hin zum totalen Schauspiel, warum nicht ? Vielleicht liegt dies in seiner Absicht. Er will positiv sein, niemanden belästigen, die Leute glücklicher nach Hause schicken. Das ist ihm den Emst seiner Lieder um der Showeffekte willen.

Die Momente, die über die Bewunderung seiner Virtodsi-tät hinaus anrührten waren selten an diesem Abend, zu selten für einen Herren van von ihm erwarteten:
Viele Witze über gigantische Mutterbrüste und vom Krieg, frivole Spiele mit Fahnen und Militärmärchen , einen famosen Achtminutenritt über amerikanischen Kulturimperialismus, seine Lieder, sein Lachweinen; es war alles da. Und dennoch fehlte etwas: Jener Funke, der einen Abend zu etwas besonderem macht. Er verließ sich zu sehr auf seine Stimme, seine berühmte Stimme und auf die Brillianz seiner Musiker. Das Publikum saß wie im Femsehsessel und bewunderte ihn, klatschte und war begeistert. Aber niemals hatte man das Gefühl, das etwas übersprang von der Bühne. Man war nur noch gefangen, statt betroffen zu sein. gelungen. Doch sagt dies wirklich etwas aus über seine Qualität als Künstler ?

Früher hatte er soviel zu sagen. Heute privatisiert er nur noch. Grundsätzlich ist dies nichts Negatives. Doch er berührt nicht mehr. Es gibt keinen Kontakt mehr zu ihm, weil er nur noch auf der Metaebene stattfindet. Er feiert sich selber, spricht von sich in der dritten Person , läßt eine Handpuppe von sich auf der Bühne tanzen, durchbricht Veen: Ein inniger Tanz für den Tod, in einen Bühnensarg ninein und das Schauspiel vom Narren, der eine Frau bewundert und nichts mehr versteht, als er sieht, wie ein anderer sie einfach kauft, und er erzählte von dem Mann, der sich umbrachte, weil er schon alles hatte, was er wollte. Ist dies sein Leben, ohne Schwierigkeiten, in einem nur von der Kunst bestimmten Umfeld, müde und satt; hat er noch einen Bezug zum Leben der Anderen ?

Plangemäß um 23.00 Uhr war sein Konzert beendet.

"Merci", sagte er, der Holländer, zum Abschied. Der Clown.



Schmitz-Normann