Buxtehuder Tageblatt
Wolfgang Czichy

Zwischen Träumen und Wirklichkeit

Poet, Pantomime, Clown und Sänger: Herman van Veen tritt mit "Signale" im CCH auf

15 nov 1984

Hamburg. Die, blauen Augen haben ...chts von ihrem Glanz eingebüßt, die Texte sind immer noch bissig und sanft, ironisch und ernst: Herman van Veen, niederländischer Sänger, Clown, "Slapsticker" und Pantomime gastiert seit Dienstag bis zum 17. November und vom 20. bis 24. November jeweils ab 20 Uhr im Hamburger Congress Centrum. "Signale" heißt sein Erfolgsprogramm, das er bereits im Frühjahr in der Hansestadt vorstellte. Auch Wenn das Publikum Dienstag zunächst eher unterkühlt reagierte: Am Ende hatte Herman van Veen doch alle in seinem Bann gezogen.


Bereits im Februar feierte der Niederländer in Hamburg einen überwältigenden Erfolg, jetzt ist er auf dem besten Wege, an ihn anzuknüpfen. Dazu zieht der 39jährige alle Register seines Könnens: Er streichelt mit sanften Tönen seine Zuhörer, um sie im nächsten Moment zu erschrecken, tanzt virtuos über die Bühne, um sofort wie der grimassenschneidend am Mikrofon zu stehen.

Trotz der Leichtigkeit seiner Bewegungen und Lieder ist zu spüren, daß eine ungeheure Anspannung und Kraft in dem Vortrag steckt. Herman von Veen hat den Mitmenschen genau auf Finger und Mund gesehen und benutzt seine Gabe, die Realität vortrefflich zu inszenieren. Dabei wechseln Zynismus und Ironie ab - und immer ist eine Zärtlichkeit, eine Offenheit fühlbar, die direkt ins Herz geht.
Nie kann sich sein Publikum so richtig in den tiefen Sesseln rekeln; gerade ist man entspannt versunken, da reißen Possen und Schwänke aus den Träumen - gerade lacht man herzhaft, da erstikken weitere Worte das Lachen im Halse.

Altvertrautes wie "Klitschnasse Clowns", die durch die Leute, die ihr Ebenbild sein können, marschieren, oder "Ein zärtliches Gefühl", was Herman van Veen für jede Frau, für jeden Mann hat, wenn sie nur vollkommen wehrlos lieben können, wechselten sich ab mit den eher nachdenklich stimmenden Liedern der gleichnamigen neuen Langspielplatte "Signale". Van Veen singt von der Nachricht über die Bombe, die nun doch nicht fällt und den damit verbundenen neuen Sorgen durch den neuen Morgen; er fordert auf zu einem Zeichen, einem Signal, daß Beharrlichkeit zum Ziele führt, daß Schicksal uns berührt; stellt die verzweifelten Bemühungen eines Arbeitslosen beim Kampf um eine Stelle vor und beschreibt auch seine Gefühle zu Raketen, zu Krieg und zu Frieden.

Unterstützt wird Herman van Veen auf der Bühne von Nard Reijnders (Sax, Klarinette, Akkordeon), Cees van der Laarse (Bass) und Chris Lookers (Gitarre) sowie von Roadmanager und "Stuntman" Willem Flantua.

Acht Abende bleibt noch Gelegenheit, Herman van Veens Signale zu hören..



Wolfgang Czichy /