Altenaer Kreisblatt
Reinhold Großelohmann

Van Veens persönliche Antwort: Musik

Der lyrische Holländer beendete "Signale '84" in Münster

15 nov 1984

Münster (Eig. Ber.). "Herman, Herman'', riefen sie, die vielen tausend, die in die Halle Münsterland gekommen waren, um sich den Herman van Veen von 1984 anzuschauen. Und dann kam er auch noch einmal, trotz vier Zugaben zuvor, er kam noch einmal und hatte all' die vielen Gesichter abgelegt, die er im Laufe der zweieinhalbstündigen "Show" verkörpert hatte. Er gab sich seinem Publikum so wie er war, im schneeweißen Ba demantel, sang "Ich hab ein zärtliches Gefühl..." und nicht erst in diesem Moment sprang der Funke über auf die Menschen zu seinen Füßen. "Signale '84" war diesmal seine Tournee überschrieben; jetzt fiel in Münster zum letzten Male der Vorhang. Danach war seine "Show" im Fernsehen zu sehen, ein Zeichen dafür, wie beliebt die nachdenklichen Verse des lyrischen Holländers inzwischen geworden sind.


Er ist immer wieder ein Erlebnis - nichts von dem was er tut und was er singt, ist aus der Konserve. Und selbst wenn er in die Kiste seiner bekanntesten Lieder greift, kommt immer wieder etwas Neuartiges zum Vorschein. Er versteht es, all' seine Lieder in immer neuem Licht darzustellen.

Wer mochte am Ende des Konzertes sagen, er hätte alles verstanden, was van Veen sagen wollte, sagen wollte in seinen Liedern aber in seinen Erklärungen. Er ist gesprächiger geworden, bezieht klar und deutlich Stellung, gegen Raketen, gegen Ausbeutung von Arbeitern und für Liebe. Er hat seine Lösung gefunden: es ist die Musik.

Die Tour ist zu Ende, zu Ende sind nicht die Ideen des Herman van Veen. Neue Lieder brachte er zuhauf, Lieder, die aber nahtlos an das Bisherige anknüpfen.
So neu, daß er "noch keine Zeit hatte, sie auswendig zu lernen". Trotz Ringbuch in der Hand verlor der Holländer dabei nichts von seiner Ausdrucksstärke, naiv-fragend, brutalehrlich antwortend kam die Botschaft herüber.

Signale '84, das war sehens-, hörens- und erlebenswert.



Reinhold Großelohmann