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Der Holländer Herman van Veen lädt ein ins Grand Hotel Deutschland

Grenzenlose Sympathie

13 dez 1994

Noch immer verströmt Herman van Veen einen zauberhaften Charme. Und das seit 25 Jahren. Dieses Phänomen ist schwer zu erklären. Ist es das Gefühl, daß er sein Publikum lieb hat, jeden einzelnen Zuhörer? Ist es seine Stimme, die sich samtweich um die geschundene Seele legt? Ist es seine Musik, die Geige, das Saxophon, das Klavier? Sind es seine Texte, die Mut machen, das Leben zu meistern, durchzuhalten, zu lieben, die minimalste Schönheit zu erkennen? Es bleibt schwer, dieses Phänomen zu erklären. Alles das wirkt zusammen im aktuellen Konzertmitschnitt Grand Hotel Deutschland (Polydor).


Die grenzenlose Sympathie, die der inzwischen 49 jährige voraussetzen darf, gestattet ihm — besonders in Deutschland — unangenehme Wahrheiten, vor allem über die deutsche Vergangenheit, zu sagen. Immer wieder thematisiert der Holländer menschliches Greuel, durch Deutsche verursacht. Aber immer wieder kommt er nach Deutschland, um den nachgewachsenen Generationen ein Verzeihen zu singen. Ein Verzeihen mit der Begründung des Warums.

Allerdings hat Herman van Veen nichts sensationell Neues im Programm. Seine längst bekannten Botschaften wirken dennoch neu und beruhigend. Wieder ein Phänomen. Man darf mit Herman van Veen fröhlich sein, nur das selbstkritische Denken darf man nicht vergessen. Schon gar nicht im Grand Hotel Deutschland.

Auch so ein Titel zum Nachdenken.



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