Rhein-Zeitung
Frank Heidmann

Stilles Glück:

die Fans schmolzen nur so dahin


Herman van Veen singt, summt, sinniert, blödelt und schnulzt

"Ich hab ein zärtliches Gefühl für den, der sich zu tr&umen traut, der, wenn ein Traum die Wahrheit trifft, noch lachen kann". Ein Lied von Herman van Veen, das Programm ist. 3500 Besucher im Berliner ICC erlebten die Premiere der Deutschland-Tournee des 34jährigen holländischen Entertainers, träumten, lachten, waren begeistert.



Van Veen, dieser clowneske Alternativ- Künstler zu Schlagzeilenstars, kommt in Schwarz auf die Bühne, schwarz sind seine fünf Musiker gekleidet, schwarz ist das Bühnenbild, manchmal auch sein Humor. Er singt, summt und sinniert, stolziert über die Bühne, brüllt plötzlich seine Zuhörer wach, die sich gerade von seinen süßen Geigentönen einlullen ließen.

Zentrales Thema der Lieder van Veens sind die Beziehungen der Menschen untereinander.
Die Liebe, natürlich, doch er ist bei aller Zärtlichkeit kein Minnesänger, kein Fluchthelfer in die Innerlichkeit, nein, es geht oft grell, derb sexuell zu. Doch er kann auch herrlich blöd sein, zieht alle kabarettistischen Register in seinem neuen Programm. Das Lied vom Erlkönig etwa, mit allem Pathos vorgetragen, verwebt sich urkomisch mit der Story vom Waschlappen, dem sein Job stinkt, der nur noch zarte Babypopos waschen will.

Am Schluß des dreistündigen Programms, das man vielleicht noch etwas straffen könnte, als Zugaben Lieder, die für seine Fans fast schon Evergreens sind: Bei "Ich hab ein zärtliches Gefühl" und "Stilles Glück" ging ein fast wohliges Juchzen durch den Saal, es flössen sogar ein paar Tränen. Stilles Glück.

Herman van Veen, der 1974 als Geheimtip das erste Mal in der Bundesrepublik im Hamburger Schauspielhaus gastierte, ist bis Ende November auf Tournee.

Dabei wird er, ein Novum im deutschen Showgeschäft, innerhalb von 14 Tagen zehnmal im Hamburger Congreß-Centrum gastieren.



Frank Heidmann