Rieser Nachrichten
Herbert Walbaum

Herman van Veen ist Direktor einer Kulturfabrik

Zauberer der leisen Töne

13 okt 1977

Einem Mann aus Holland, 33 Jahre alt, Alleskönner, Geheimtip. eine Art Chamäleon: Herman van Veen. Eigentlich ist er Lehrer mit abgeschlossenem Studium (Allgemeine Musikerziehung, Geige und Gesang) und zweijähriger pädagogischer Praxis. Daneben fungiert er seit dem 8. Mai 1968 als Botschafter Hollands für die Unicef. In seinem Paß steht etwas ganz anderes: Direktor einer GmbH. Gewiß - gerade dieser Herman van Veen ist ein hochsensibler Künstler, ein Mann der leisen Töne. Und doch ist er auch von dieser Welt.


Darum gründete er 1968 mit seinem Freund und Studienkollegen Laurens van Rooyen "Harlekijn-Holland", eine kleine "Kulturfabrik" in Form einer Gesellschaft mit begrenzter Haftung.
"Wir wollten unsere eigene Form von Theater machen. Aber wenn man ein artistisches Abenteuer anfängt, bedeutet das, daß es Geld kostet", erkannte der Pfarrerssohn realistisch. Van Veen ist der Kopf, "Harlekijn" die Organisation, die längst auf mehreren Beinen steht. Eine Gruppe von 40 bis 50 Leuten ist heute beteiligt an Theateraufführungen, Schallplatten, Büchern und ZeitSchriften. Eine Kreativ-Fabrik. die ohne Gewinn arbeitet und "alle Einnahmen an die aufteilt, die etwas gemacht haben"
Aber keine Groß-Kommune. Dazu betrachten sie das Leben denn wiederum zu realistisch. Herman: "Wir haben in Westbroek ein altes Gemeindehaus, die ehemalige Bürgermeisterwohnung. Da proben wir, da reden wir, und da arbeitet die ganze Administration. Aber ansonsten sind wir wahnsinnig froh, wenn wir am Wochenende vor dem eigenen Bücherschrank sitzen."
Wir - das sind im Falle van Veen neben Herman seine Frau Marlous und Tochter Babette. Marlous leitet seit vier Jahren die Theatergruppe bei "Harlekijn", Babette spielt bereits eine kleine Rolle in der neuen Kinder-Serie, die ihr Papa in München fürs Deutsche Fernsehen gedreht hat.

"Die seltsamen Abenteuer des Herman van Veen" laufen vom 13. November an sechs Sonntage lang über unsere Bildschirme.
Die Produktion hat über 1 Million Mark gekostet und ist eine der aufwendigsten, die je für das Kinderprogramm gedreht wurde.



Herbert Walbaum