DER TAGESSPIEGEL
ANNE P Meyer

KUNST UND FLICKWERK

12. November 1992

. ARD. Was hat Herman van Veen, was mein Mann nicht hat?
Wenn Herman erscheint, dann sitzen die Kids still und hören auf jeden leisen Ton. Der Mann muß ein Magier sein. Und so genügte schon die Ankündigung, daß er hier die Rolle des Vaters Drost spielt, um die Aufmerksamkeit für die fünfteilige Kinderserie zu erregen. „Kunst und Flickwerk - der Titel ist zwar blöd, aber Herman van Veen ist dabei!", war die erste, hoffnungsvolle Reaktion meines Sohnes. Die Hoffnung wurde nicht enttäuscht.


Vater Drost, ein „verrückter Künstler", lebt mit seiner fünfköpfigen Familie in einem großen Gartenhaus zur Miete, das man als „Bruchbude" bezeichnen könnte. Doch hier können Kinder spielen, toben und basteln, ohne daß die Eltern ständig meckern. Als eine Rakete versehentlich durch das Glas von Nachbars Gewächshaus schießt, beginnt der ungleiche Kampf: normale Spießer gegen kinderreiche Familie.

Die Figuren sind allesamt typisiert, aber dennoch glaubwürdig in Sprache und Gesten. Und Herman van Veen kann unter der Regie von Karst van der Meulen den Traum vom idealen Vater verstärken. Einem, der Zeit hat, Verständnis, Ideen und schöne, leise Lieder.

Diese „magischen Kräfte" hat er den meisten Vätern voraus.



ANNE P MEYER