MUENSTERSCHE ZEITUNG
BEATE SCHULTE
BENEDIKT V. AKEN

Bis hierher und nicht weiter Vielseitiger Herman van Veen

12 nov 1988

„Bis hierher und nicht weiter..Unter diesem Titel stellte Herman van Veen sein Programm in Osnabrük vor. Zwei MZ-Leser waren dabei und schildern ihre Eindrücke. Am 27., 28. und 29. November spielt van Veen in der Halle Münsterland.


Hermann van Veen - mit verbundenen Augen betritt er die in violettes Licht getauchte Bühne. Er riecht und schmeckt die Luft, saugt sie in sich ein. Dann entfährt es seinen Lippen: „Osnabrück!“.

Riesengelächter in der vollbesetzten Stadthalle, der erste Beifall brandet auf. Nach fast zwei Minuten hat er das Publikum, in nahezu allen Altersstufen vertreten, auf seine Seite gebracht, und von der sollte es den ganzen Abend nicht mehr weichen.

Es folgt perfekte Bühnenshow. Herman, wie er von seinen Fans liebevoll genannt wird, ist ein Tausendsassa. Er ist alles in einem: Liedermacher, Clown, Geiger, Mime, Autor, Schauspieler, Komponist, Parodist und noch vieles mehr. Während des ganzen Konzerts steht er im Mittelpunkt, obwohl er eine exzellente Begleitband bestehend aus Erik van der Wurff, Nard Reijnders und Cees van der Laarse, hat, die ihn hier und da entlasten könnte.

Herman singt von Krieg und Frieden, im Kleinen wie im Großen, von Liebe und von Sehnsucht, von Einsamkeit und Traurigkeit, von Leid und Freud. Er protestiert gegen Rassendiskreminierung jeglicher Art, gegen Unterdrückung, Diktatur, Folter und Mord in aller Welt. Aber er tut es leise, und doch eindringlich. Jedes Wort wird betont und Musik dient „nur“ als Untermalung. Vom Zuhörer und Zuschauer erfordert dies volle Konzentration über Stunden hinweg. Dem muß van Veen Tribut zollen.

Nicht immer wird er vom Publikum verstanden. Oft klatscht es Beifall, wo es schweigen sollte. Viele Lieder sind bekannt, aber er präsentiert sie in einem neuen Gewand, er verlagert Schwerpunkte oder interpretiert sie anders. Nicht alles jedoch ist neu. Die Parodie auf den Tennisspieler etwa, oder das Ablesen vom Blatt, das er falsch herum hält. Das kennt man schon von früheren Tourneen, aber für einen Lacher sind sie immer noch gut genug.

Das Konzert in seinem Verlauf zu beschreiben ist äußers schwierig, wechseln sich leisi eindringliche Balladen mi stimmgewaltigen Liedern, bi zarre Lichtetiekte mit einfa chem Scheinwerferlicht.
Clownerien mit ernsten Monologen fröhliche mit trauriger Stimmung in einem Tempo ab, das es Mühe macht, Herman van Veen zu folgen. Das Bühnenbild, sparsam wie in früheren Konzerten, ausgezeichnet zu dem sorgfältig zusammengestellten Programm passend, verstärkt, durch die glatten Übergänge von einem Schelmenstreich zu einem politischen Thema, das dreistündige Konzert.

Van Veen wird ernstgenommen, auch wenn er übermütig wie ein Kind zum Rhythmus der Musik hin und her hopst. Gekonnt versteht er es, seinem Publikum eine Mischung aus Spaß und Ernst beizubringen.



BEATE SCHULTE
BENEDIKT V. AKEN