Chemnitz
hap

Herman van Veen verzauberte 200 Minuten lang seine Fans in der Stadthalle

Wenn Schweigen zur Pointe wird

12. Marz 1993

Chemnitz - Das können nur echte Clowns - den Mund halten und trotzzdem weiterreden, Schweigen im rechten Moment zur Pointe machen: de Hollander Herman van Veen nahm die Chemnitzer zwei in seine Abende mit auf die Reise Wunsch- und Alpträume.Die Stadthalle war bis zum letzten Platz ausverkauft.


Mal Totenstille, mal Gekicher, mal Gemurmel, mal Lachen der Erleichterung. Herman sagt: „Ich war Mitglied“ - nach einer kleinen Ewigkeit fügt er listig hinzu: „... von einem Streichquartett.“ Oder er erzählt die Story vom riskanten Techtelmechtel mit dem Alkohol. Da wispert es: „Herman ich bin in deinem Koffer.“ Zum Vorschein kommt eine Flasche, wird immer größer. Selbst urplötzliche, orkanartige Stoßseufzer: „Ich bin ein Weihnachtsmann“ passen ins Programm.

Der Optimist aus Utrecht, der mit Zeitungskonfetti Nachrichten verteilt und mit seiner Geige die ganze Welt liebkost, kann auch ganz fürchterlich jaulen: „Apathie bedroht uns am meisten.“

Der ganze Abend war eine Moralpredigt der liebevollsten Art, nichts wurde ausgelassen - von der Muttermilch über Sex bis zur Einäscherung. Zwischendurch bekamen drei Chemnitzerinnen einen dicken Kuß und Herman drei rote Rosen.

Die fast 200 Minuten zwischen den Liedern „Willkommen im Grand Hotel Deutschland“ (in dem auch schon Adolf Hitler, Kati Witt und Rudi Carrell wohnten) bis „Du weißt nicht, was du siehst“ waren rund und ausgewogen.

Nach der Show verteilte Herman Autogramme, erzählte auch von sich: „Ich kann bei Vollmond nicht einschlafen, muß dann immer so vieles durchunddurchdenken.“
Dann überlegt er - „Es gibt Schlimmeres als Rechts, jeden Tag krepieren Kinder. Ich kann mir nicht leisten, nur zu singen.“ - fällt Entschlüsse: „Ich baue jetzt an einem Haus mit, in dem kranke, verstoßene und geschlagene Kinder aus der ganzen Welt wohnen können. “



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