Schwabmuencher Allgemeine
(lim)

Er ist Sänger, Tänzer, Geiger und ein Meister der Poesie

Herman van Veen begeistert in Kongreßhalle über 2000 Fans

11. okt 1993

Herman van Veen, Komponist, Texter, Sänger, Musiker und Clown: Über vier Jahre hat er das Publikum auf sich warten lassen. Am Freitag und Samstag machte der Holländer mit seinem neuen Programm „Ja“ in der Kongreßhalle Station - und begeisterte.


Ein dunkelroter Ball schwebt am Bühnenhimmel, ein Mahn, die Geige an den Körper geschmiegt, läuft durch den Mittelgang und hüpft auf die Bühne, Beifall brandet auf und Herman van Veen verneigt sich tief.

Drei Stunden erzählt der Holländer mit seinen beiden Mitstreitern Erik van der Wurff und Nard Reijnders von der allumfassenden Liebe. Die ist bei dem 48jähriges nichts Banales, ganz im Gegenteil. Wenn er sich im „Grand-Hotel“ mit dem größer gewordenen Deutschland auseinandersetzt, so beweist der Künstler, daß auch*ein liebendes Auge keinen getrübten Blick haben muß.

Heinz Rudolf Kunze, der einige Lieder für van Veen geschrieben hat, sagt über ihn: „Er ist praktizierte Nächstenliebe mit den leicht zusammengekniffenen Augen des scharfen Beobachters, wiehernde Andacht und steppende Aufklärung - eine mobile Zirkuskirche.“

Darüber hinaus ist er ein phantastischer Künstler, der wie wenige sein Handwerk beherrscht. Mit roter Clownsnase, die blaßblauen Augen weit aufgerissen und einem großen schwarzen Hut auf dem Kopf erzählt er von der Intoleranz. „Du weißt nicht, was du siehst, und du siehst nicht, was du weißt“, der gekonnte Tänzelschritt kreuz und quer über die ganze Bühne vermittelt Leichtigkeit und Spaß. Es ist die Art des Vortrages, die fasziniert, da sie nie belehrend oder gar herablassend wirkt. Das, dürfte auch die große Wirkung Herman van Veens ausmachen.

Fast drei Stunden tanzt und spielt und singt der Holländer in der * Kongreßhalle. Seine politischen Lieder über Pei beendet er mit jiddischen Kle: vielleicht als eine Warnung gedacht. In „Foto“ erzählt er von einer Razzia und in „Wie das ist“ von der Einsamkeit des Emigranten. Immer gehört sein Mitgefühl den Opfern, zu denen auch die Kinder von Tätern gehören. Auch wenn Musik und Text leicht zu verstehen sind, weckt der Holländer in seinen Konzerten bei seinen Zuhörern noch etwas anderes. Er erinnert sie an Träume, verschüttete Gefühle, an Dinge, die meist mit dem Erwachsenwerden verlorengegangen sind.

„Ich hab’ ein zärtliches Gefühl, für jede Frau, für jeden Mann, für jeden Menschen, wenn er nur vollkommen wehrlos lieben, kann“, dies ist das Credo des Holländers.



(lim)