NÜRNBERGER NACHRICHTEN
Peter Woernle

Ansichten eines Clowns

11. April 1992

Ich habe immer gedacht“, sagt Herman van Veen, „das was man singt, soll man auch leben. Deshalb habe ich nach Kunstformen gesucht, die man im täglichen Leben umsetzen kann.“ Nach der Figur des Harlekin stellt sich van Veen sein Leben als buntes Kleid vor. Jedes Teil des Kostüms stellt einen Teil seines Lebens dar, sein Theater, seine Zeitschrift, seine Platten und seine Dritte-Welt-Organisaion.


Zur Tournee, die bis weit in das nächste Jahr reicht, erscheinen bei Po-lydor drei neue Alben des holländischen Harlekins. Im Weltall spielt die Geschichte der „Clowns“, die den Planeten Erde seinerzeit verließen. Dort erschien es ihnen nicht mehr lebenswert, weil Humorlosigkeit, Egoismus, Beziehungslosigkeit und Zerstörung herrschten. Im Jahre 2091 funkte die Erde verzweifelt SOS, der kosmische Zirkus möge zu Hilfe kommen, weil den Menschen das Lachen im Halse steckengeblieben sei.

Eine weitere LP vereint Betrachtungen, Anmerkungen, Fragen und Impressionen zu den Wechsel-, Zwischen-und Überfällen, die sich Menschen im Lauf ihres Lebens selbst einbrocken oder bescheren lassen. Von seiner Zeichentrickfigur, der Ente Alfred Kwak, erscheint der zweite Teil ihrer Abenteuer zum Mitsingen.

Weit mehr als zwanzig Alben hat van Veen veröffentlicht. Sein Fernsehstar Alfred Kwak watschelt durch die ganze Welt. Woher nimmt er diese ganzen Geschichten? „Das ist absolut kein Problem. Ich habe einfach drauf los fantasiert und versucht, daß Alfred Kwak in jeder Geschichte an ein Problem gerät, das wir alle kennen. Da braucht man nicht viel Fantasie angesichts der Schwierigkeiten unserer Welt."
In seine Konzerte kommen viele Jugendliche. „Wenn ich sie frage, woher sie mich kennen, ich habe doch keine Hits in den Charts, sagen sie: ,Du bist doch der Depp mit dem langen Frackmantel aus dem Ferngehn. Das fand ich als Kind total gut; Weil die merekwür-dige Figur Dinge tat, die wir nicht konnten. Die ging einfach in ein Gemälde hinein, erlebte dort ein Abenteuer, kam zurück und trank die nächste Tasse Tee.' Es ist ein herrliches Gefühl, daß die Kinder mich zehn Jahre später noch kennen.“

Aber es kommen auch viele ältere Leute zu seinen Auftritten.



Peter Woernle