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"Ein schlechtes Publikum gibt es nicht"

10 okt 1980

Als vor Jahren aus Holland die Kunde von einem ebenso vielseitigen wie erfolgreichen Showtalent zu uns kam, war der Name Herman van Veen auch bei Insidern unbekannt. Nur wer zuweilen Ausflüge in die traditionell reichhaltige Kabarettszene unserer Nachbarn unternahm, konnte damals etwas von dem Sänger, Geiger, Pantomimen, Clown, Parodisten und Literaten aus Utrecht gehört haben.


Inzwischen ist van Veen auch in Deutschland ein Star. Seine Schallplatten, die sehr wenig mit leichter Popkost zu tun haben, erreichen erstaunlich hohe Verkaufszahlen, und die Konzertsäle sind - wie die eben beendete Tour zeigte - im voraus ausverkauft.
Mit der Unterstützung der DGG als Schallplattenpartner und dem Hamburger Konzertveranstalter Karsten Jahnke schuf sich van Veen ein breites Publikum, dessen gemeinsamer Nenner "Interesse am Menschen" ist, wie der Holländer es ausdrückt.

"Es gibt kein gutes und kein schlechtes Publikum. Oder eine kalte Stimmung. Wenn das ein Künstler sagt, dann ist er keiner. Berlin soll ein schlimmes Publikum haben? Das ist doch doof. Man kann sagen, der Artist hat schlecht gegessen, oder die Konzentration ist schlecht, oder die Akustik ist schlimm, oder Flugzeuge fliegen über die Halle. Das sind die Möglichkeiten, aber das hat nichts mit dem Publikum zu tun. Wenn die Leute nach eigener Wahl mit ihrem Geld ins Theater kommen und zahlen, um jemanden zu sehen, dann können die nicht schlecht sein." Dem hochprofessionellen Arbeitsstil van Veens in seinen Konzerten entspricht die angenehme persönliche Atmosphare. "Gespräche unter vier Augen", nennt Van Veen die Atrmosphare, die teilweise seinem grossen Erfolg bei uns erklärt und die auch seinem aktuellen Album zu spüren ist.
"Heute abend Herman van Veen" (Polydor 2679 067) ist ein Mitschnitt des Programms der 79/80er Auftritte.

In Hamburg war er im November so gefragt, daß er nach den zehn Konzerten hintereinander noch drei weitere Anfang Februar geben konnte. Unter gleichem Titel wie das Live-Doppelalbum sendete die ARD am 16. Februar eben jenes Programm, nachdem es bereits über die 3. Programme der Nordkette ausgestrahlt worden war.

Herman van Veen ist längst zum europäischen Thema geworden. Nach Konzerten in Zürich und Wien Ende '79 stehen für Mitte März die ersten Auftritte in der Londoner Queen Elizabeth Hall auf dem Terminkalender, und van Veens letzte LP "Elf Lieder" wird derzeit für, eine englische Veröffentlichung vorbereitet.