Hamburger Anzeiger
Catarina Felixmüller

Ein eigenwilliger Mann: "Ich heiße Herman"

10 okt 1975

Herman van Veen stellt sich vor, streicht sich durch s Haar, zieht sich verstohlen die Jacke zurecht - es ist nicht Sache dieses Vollblut-Künstlers, sich außerhalb der Bühne zu produzieren. Der 30jährige Holländer, bis vor einem Jahr nur einigen Insidern bekannt, ist nach einer Tournee Anfang dieses Jahres bestens bekannt.


Mit Pantomimen, perfektem Gesang, einfühlsamen und ungewöhnlichen Texten sowie einer ausgezeichneten Begleitband begeisterte er das deutsche wie vorher das holländische Publikum; ein Erfolg, der so ungewöhnlich wie er selbst ist: "Normalerweise haben holländische Künstler, die in ihrem eigenen Land nichts geworden sind, nur in Deutschland eine Chance, man ist in Holland als Star der Deutschen nicht besonders gut angesehen."

Ein Vorurteil der Holländer?
Herman glaubt nicht, nur das Niveau sei eben in Holland besser ... Hamburg ist für ihn immer die Stadt Nummer eins der Kontakte gewesen. Er glaubt Freunde gefunden zu haben, die weniger an seinen Plattenumsätzen als an seiner Musik interessiert sind. Ist er deshalb naiv? Sicher nicht, nur ist dieser empfindsame Mann mit einer faszinierend - wohlklingenden Stimme von einem auf den ersten Moment erkennbaren Bedürfnis erfüllt.
Kontakte zu schließen. Verbindungen auf ganz natürlicher und menschlicher Basis zu schaffen. "Das ist der Grund, warum ich jeden Morgen aus meinem Bett springe.

Seit zwölf Jahren steht er auf der Bühne. Eine klassische Ausbildung in Gesang und auf der Geige als Basis und ungewöhnlich vielseitige Talente als Zugabe, ermöglichen ihm ein Profi-Spiel, bei dem alles bis zum letzten Ton, bis zur simpelsten Geste, bis zum einfachsten Wort stimmt.

Warum er nie mit ... zusammengearbeitet hat?
Herman weicht aus, grinst verschmitzt und meint: "Wissen Sie, wie wir neuerdings die Emanzipation nennen? Evazipation!"



Catarina Felixmüller