Allgemeines Sonntagsblatt
Hans-Fr. Böttcher

Musik für Kinder: Tierisch gut

8 dez 1985

Nicht ohne Grund ist der holländische Liedermacher Herman van Veen („Ich hab ein zärtliches Gefühl“) vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) zum Goodwill-Botschafter ernannt worden. Drei Kinderbücher hat er bereits verfaßt, und auch seine Theaterstücke und Lieder spiegeln sein starkes Engagement für Kinder wider. Im August dieses Jahres brachte Herman van Veen die von ihm verfaßte Musikfabel von der Ente Quak mit Band und großem Orchester in Hamburg zur Uraufführung (vgl. DS 33/85). Der jüngst erschienene Live-Mitschnitt dieser Produktion kann nicht nur bei Kindern Freude und Nachdenklichkeit über die seltsamen Abenteuer einer außergewöhnlichen Ente hervorrufen (das Buch „Die Ente Quak“, illustriert von Annet Kossen, erschien im Arena-Verlag, Würzburg. 32 S., 19,80 DM; siehe Abb. rechts oben).


Eines Tages nämlich erfährt die Ente Alfred Jodocus Quak aus der Entenpost, daß Tiere in einem Land leben müssen, in dem es nicht einmal Wasser gibt. Seiner Entrüstung darüber entspringt umgehend der Plan, für die Tiere im Ohne-Wasser-Land einen Teich zu bauen. Mit dem Verkauf von Entengrütze verschafft Alfred sich die nötigen Mittel, verliert jedoch schon bald seine mühsam erschufteten Goldstücke an den boshaften Entenkönig, der sie von Alfred leiht, jedoch nicht wieder zurückzahlen will. Erzürnt macht Alfred sich auf zum Palast, und eine Menge Freunde nimmt er mit: den Fuchs, die Leiter, das Flüßchen und die Bienen.
Allerlei Hindernisse gilt es zu überwinden, ehe Alfred zu seinem Recht kommt und am Ende gar selbst König wird: ein außergewöhnlicher, guter König. Die Musikfabel von der Ente Quak in der rauhen Luft des Nord-Süd-Gefälles muß wohl noch lange auf ihre solidarische Entsprechung in der Wirklichkeit warten.

Doch dem Zauber, den Herman van Veen mit seiner Stimme und ihren verblüffenden Variationen zwischen quakend, schnatternd und maulwürfisch-selbstgesprä-chig aus den unterschiedlichsten Rollen holt, können sich am allerwenigsten die Kinder verschließen, für die dieses Werk ja auch in erster Linie bestimmt ist. Noch lange werden ihnen das „Wasserländische Sinfonieorchester“ mit seinen barock-tänzelnden und sich bis zu ungarischer Folklore vortastenden Melodiefiguren in Erinnerung bleiben oder die Harlekin-Band, die vom Charleston bis zum Funk und Rap so ziemlich alles drauf hat, was rhythmisch begeistern kann. Von einer Entenjagd, einem Spatzentanz und allerlei Tiervergnügen weiß auch der Dortmunder Kinderliedermacher Klaus W. Hoffmannzu berichten. Behutsam hat er seine deutschen Nachdichtungen von tschechoslowakischen Kinderliedem eingefügt in die Geschichte des Plazuschek, eines Teigmännchens, das vom Backblech springt und manche Abenteuer zu bestehen hat, ehe es unversehrt nach Hause zurückkehrt.

Musikalisch haben Hoffmann und seine Begleiter, unter denen besonders Ronald Bias am Natursound-Synthesizer zu begeistern weiß, die von Erzählerin Sylvia Anders fesselnd und nuanciert vorgetragene Rahmenhandlung mit bestechend folkigen Gitarrenarrangements verwoben.
Eingängige Melodien und nicht zuletzt der von Hoffmann bei der Übertragung der Texte eingebrachte Sprachwitz sind Garanten für den Erfolg.



Hans-Fr. Böttcher