Westfalen-Blatt

"Harlekin und Poet mit Platte und Viola"

Besorgter als vor einem Jahr

8 okt 1981

Bielefeld (tim). Der Herman aus Utrecht ist in seinen Liedern stiller und nachdenklicher geworden. So jedenfalls schien es am Dienstagabend in der überfüllten Oetkerhalle, wo Herman van Veen sich besinnlicher und auch besorgter gab als noch vor einem Jahr an gleicher Stelle. "Der Poet, Harlekin und Clown mit Platte und Viola" - so van Veen über Herman aus Utrecht - bewegte sich "zwischen riesigen Wollknäueln, die Gregorianisches summen.
Wie ein schüchterner Magier zog er sein Publikum wieder in seinen Bann, um das "dicke Fell dünnhäutig" werden zu lassen.



Und wenn er sich zum wild gestikulierenden General aufschwingt, der mit martialischen Gesten sein Handwerk ausübt und Marschmusik mit den Lippen bläst, hat Herman van Veen ein ausgelassen lachendes Publikum vor sich, das sieh auch dann noch ausschütten will, als der selbstherrliche Militär den Befehl "Feuer!" in den' Saal brüllt. Nachdem ein ohrenbetäubender Kanonendonner aus den Lautsprechern verklungen ist, sind die Lacher verklungen - im Halse steckengeblieben. Dem "erschossenen" Publikum gilt das hämische Kichern däs Generals van Veen hoch auf der sicheren Bühne hinter den Lautsprechern.

Er hält ein Wechselbad für das Gefühlsleben seines Publikums bereit, dem sich kaum jemand entziehen kann. Seine Lieder gehen unter die Haut, ohne zu verletzen. Auch wenn einem selbst der Spiegel vorgehalten wird, in dem man seine Unzulänglichkeiten erblickt.

Am Ende des Abends mit Herman van Veen möchte man gern zu den Menschen zählen, für die der Utrechter ein "zärtliches Gefühl" hegt. Den Weg zu den Zuschauern hatte van Veen gefunden. Sie wollten ihn nicht gehen lassen, ohne ihm durch lang anhaltenden Beifall die obligatorischen Zugaben abgehandelt zu haben, mit denen sich van Veen für das "positive Geräusch" bedankt. Wie sein gesamtes Programm sind auch die Zugaben nicht die altbekannten Stücke, die den Publikumserfolg garantieren.

Und selbst wenn der ernste Clown seine letzte Zugabe im Bademantel singt - "Ich war bereits im Hotel", begründet van Veen seinen Aufzug - wirkt er keinen Moment lächerlich.