Frankfurter Neue Presse
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Das Lied von der Bombe, die doch niemals fällt

Hermann van Veen in der Kongreßhalle

8 feb 1984

Die erfreuliche Nachricht erfahren die Konzertbesucher noch yor dem ersten Ton: „Die Bombe fällt nie.“ In großen Schlagzeilen steht es auf den „Westbroeker Nachrichten“, die jeder auf seinem Platz findet — falls er seinen Platz findet. Denn die Kongreßhalle ist denkbar ungeeignet für ein Konzert in der Größenordnung, wie es das von van Veen ist. Allerdings handelte es sich um eine Veranstaltung im Rahmen der Musikmesse, damit erklärt sich die Wahl des Ortes. Ende November führt die Tournee des Holländers noch einmal nach Frankfurt, dann wird er in der Alten Oper auftreten.


Hermann van Veen ist schon seit vielen Jahren auch in der Bundesrepublik kein Namenloser mehr. Bis heute hat sich niemand gefunden, der es ihm gleichtun kann. Auch der aktuellen Diskussion um die Bedrohung durch einen atomaren Krieg nimmt sich der 38jährige auf seine Art an und bringt so die Zuhörer zum Nachdenken. „Die Zukunft hatte bislang Grenzen, doch wenn man wieder planen kann, was fängt man mit der Zukunft an?“ Provozierend wird von der „Lust am Untergang“ gesprochen.

„Signale“ heißt die neueste Platte von van Veen, unter diesem Motto steht auch seine Tournee. Von Schwarz und Weiß und von Ost und West ist im Titelsong die Rede. „Gebt jetzt ein Zeichen, ein Signal, daß Beharrlichkeit doch zum Ziel führt, daß ihr Schicksal uns berührt.“ Mehr Verständnis zwischen den Völkern ist eine Forderung, die sich seit Jahren durch die Lieder des Holländers zieht.

Er singt aber nicht nur, sondern springt, tanzt, hüpft, verkleidet sich und erzählt Geschichten, manchmal in unverständlicher Sprache, aber-mit vielen Gesten. Leider geht auch davon vieles in der Kongreßhalle verloren. Bei etwa zwanzig Stuhlreihen auf einer Ebene hat man in den hinteren Reihen Mühe, einen Zipfel des Schauspielers und Sängers zu erhaschen. Viele ziehen es vor, den Abend im Stehen zu verbringen.
„Es war zwar schön, aber warm“, sagt Hermann van Veen nach drei Stunden.

Dem läßt sich höchstens noch ein „sehr“ hinzusetzen.



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