Gong
Chr. Braatz/Ute Buddenberg

Entenkrieg im deutschen Fernsehen:

Disney zog gegen die neue ZDF-Figur von Herman van Veen vor Gericht

7. okt 1990

In der Rtgel sind es die kleinen grünen Männchen, die unsere Hemisphäre bedrohen, rachelüsterne Zombies oder mindestens furchterregende Killerameisen. Von einer „Begegnung der gefiederten Art" ist bislang nichts bekannt. Doch jetzt droht bei uns die EntenSchweimme!


Die watschelnde Invasion, die, ganz trendgerecht, zuallererst die Femsehanstalten in diesem Lande erreicht hat, bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Ein aufgeregter Entenkrieg ist entbrannt!
Als scharrende Streithähne stehen sich der gigantische Disney- Clan und der holländische Liedermacher Herman van Veen erbittert gegenüber.
Immerhin nimmt die Firma Disney für sich in Anspruch, die Ur-Ente ausgebrütet zu haben:
Onkel Donald, dessen weitverzweigte Verwandtschaft in den ARD-„Duck Tales" noch bis vor kurzem ihr Unwesen trieb. Über 50 fahre nach Donalds Geburt präsentiert nun das ZDF Herman van Veens sanften Erpel „Alfred J.Kwak" als 26teilige Zeichentrickserie. Prompt zog „Disney World" laut schnatternd vor den Kadi: „Kwak" sei „quasi“ ein uneheliches Kind von Donald Duck.

Nach erbitterten Gefechten, Aug' um Aug', Schnabel um Schnabel, einigte man sich in Frankfurt in einem „außergerichtlichen Vergleich". Dabei wurde „Kwak" als Herman van Veens „eigenständige Kreation" zwar anerkannt, doch gelten fortan gewisse „Kleidervorschriften" für das arme Tier. Verboten sind weiße Federn und Matrosenmütze, vorgeschrieben sind statt dessen gelbe Federn und roter Schal. Quak, quak, quak . . .

Am Namen „Alfred Jodocus Kwak" hatte Disney nichts auszusetzen - wie auch?! „Alfred", erklärt Herman van Veen, gehe auf seinen wie eine Ente einherschreitenden Freund Alfred Biolek zurück, „lodocus" ist ein holländischer Clown und „kwak" sagt man, wenn einer immer wieder auf die Nase fällt.

Ärger mit Disney kennen auch die Kollegen vom Ersten Programm, die die Abenteuer des transsylvanischen „Grafen Ducku-la" ausstrahlen. Die in England produzierte Vampir-Ente, konsequent als Persiflage auf die braven Enten-hausener ausgelegt, brachte die Disney-Company in ungeheure Rage.
„Doch vor Gericht", weiß ARD- Mann Hofmann, „hätten die keinen Schnabel auf den Tisch bekommen...".

Und so darf denn, zum Unwillen der Disneys, auch „Graf Duckula" weiter sein Unwesen treiben.

Ente gut, alles gut.