MORGENPOST
Klaus-Peter Müller

Herman heißt er,der große Meister

7 mrt 1984

Hamburg - Herman van Veen hatte leichte Schwierigkeiten mit den Elektrikern. Im CCH gingen die Lichter erst 25 Minuten zu spät an. Das Publikum nahm es gelassen. Es weiß, was es dem Sänger aus Holland schuldig ist. Als der Entertainer mit seinem ungehängten Geigenkoffer auf die Bühne kletterte, brach ein Orkan der Begeisterung aus - im ausverkauften Haus.


Der Star van Veen weiß; was er seinem Publikum schuldig ist. Tänzelt kurz über die schwarzverhangene Bühne, macht ein paar Striche auf seiner Geige, singt. Von der Bombe zum Beispiel, die nie fällt. Das kommt gut rüber, das wollen die Leute im Saal 2 des CCH hören, damit können sie sich identifizieren. Der Text ist aktuell. Herman van Veen "rüstet" auf seine Art musikalisch auf. Musikalische Bewußtseinsbildung nennt er das.

"Ich verstand es nicht, ich spürte es an meiner Gänsehaut", fährt er fort. Es ist sein berühmtes Lied, das er der legendären Chansonsängerin Edith Piaf gewidmet hat. So ist er, der van Veen, 90 Minuten locker, unkompliziert und unwahrscheinlich sicher.

Der Clown, Tänzer, Geiger, Pantomime und Sänger holt seine 25-Minuten Verspätung nach, gibt drei Zugaben, verschwindet geräuschlos, läßt seine anspruchsvollen Texte nachwirken...



Klaus-Peter Müller