Die Harke
ml.

Fest vor dem Fest

"Ein Clown und seine Lieder" (ZDF)

6 dez 1983

Merkwürdig - obwohl die Untauglichkeit des Schubladen-Etiketts immer unübersehbar war, haben Branchenwerbung und Kritik den Holländer Herman van Veen immer wieder unter der Rubrik "Liedermacher" abgelegt. Wieviel mehr er ist als nur ein Sänger, das hat der Mitschnitt vom jüngsten Tour-Abstecher ins Recklinghäuser Festspielhaus eindrucksvoll belegen können. Denn so läppisch der Titel der ZDF-Show auch klingen mag - er trifft das Phänomen van Veen sehr genau.


Die pantomimische kleine Szene ist die Basis seines hintersinnigen Witzes, mit ihr trifft er (wie bei der Parodie des Chansonniers ä la France) die speziellen Eigenschaften seiner Gegenüber.
Wenn er in diesen kleinen Farcen wie ein aufgeregter Zappelphilipp wirkt, so täuscht der erste Blick - hinter seiner Hektik, hinter dem Bühnenchaos steckt Kontrolle, eine sehr genaue Dramaturgie, genauso exakt gebaut wie mancher an Erich Kästner geschulte Text.

Dies alles wirkt auf der Bühne schon für sich allein - wie jede erfolgreiche Tournee von neuem beweist. Und in der Intimität des Fernsehens, dessen Kameras ihm ganz nah auf die Pelle rücken können, hat die Faszination des Herman van Veen noch gewonnen - nicht zuletzt deshalb, weil eben nicht nur (wie unlängst bei der ebenfalls fürs ZDF konservierten Otto-Show) das Bühnengeschehen schlicht abfotografiert worden ist, sondern tatsächlich Bilder für van Veen geschaffen wurden.

Eine wunderbar exakte Lichtregie, Farben, wie sie sonst nur selten das Pantoffelkino beherrschen, einfühlsame Kamera-Effekte (für die Routinier Ekkehard Böhmer verantwortlich war) - all das hat van Veens Femsehspiele zum vorweihnachtlichen Ereignis gemacht.



ml.