Herforder Kreisblatt

Herman van Veens Signale-Tournee:

Der Holländer wurde euphorisch gefeiert

Nach drei Stunden wollte noch immer niemand gehen

6 nov 1984

Herford .

Man soll ja vorsichtig mit Superlativen sein, aber die "Signale"- Show des Herman van Veen im Herforder Schützenhof war sicherlich eines der kulturell herausragendslen Ereignisse des Jahres. Etwa 1100 Besucher waren gekommen um den holländischen Künstler, auf den dr Begriff "Entertainer" ebensowenig paß wie "Clown" oder "Musiker", einmal live zu erleben. Van Veen hatte in Herford ein Publikum, daß nahezu ausschließlich aus jahrelangen Fans bestand.



Kaum, daß die ersten Takte eines neuen Stückes ertönten, setzte heftiger Beifall ein, der zeigte, daß fast jeder wußte, welcher Song jetzt kommt. Meisterhaft verstand es Herman van Veen, seine Show abwechslungsreich zu gestalten. Längst ist der Holländer nicht mehr jener "Harlekin", der sich auf der Bühne über alles und jeden lustig macht.

Natürlich gab es jene komödiantischen Einlagen, die durch geistreiche Texte und gelungenes Mienenspiel überzeugten, den größten Teil seines Programms bestritt van Veen aber mit ruhigen, melodiösen Liedern, die zum Nachdenken anregten.

Van Veen sang gegen Krieg und Apartheitspolitik ebenso wie gegen Vorurteile gegenüber Gastarbeitern. Es ist von daher verständlich, daß Herman van Veen für seine perfekt inszenierte "Signale"-Tournee mit Kritikerpreisen geradezu überhäuft wurde; der holländische Künstler feierte in Holland gleichermaßen Triumpfe wie in Frankreich, in der Bundesrepublik ebenso wie in der DDR. Sogar am Broadway in New York trat van Veen mit seiner Show auf. Dennoch - bei aller Perfektion, die van Veen in sein Programm bringt, hat der Zuschauer keinen Moment den Eindruck, eine vorgefertigte Show zu sehen.
Obwohl (öder gerade weil) Herman van Veen inzwischen seit anderthalb Jahren mit "Signale" auf Achse ist, improvisiert er auf der Bühne, geht auf die Zuschauerreaktionen ein, hat sichtlich Spaß daran, sein Publikum zu erfreuen.

Verständlich, daß niemand den Holländer nach drei Stunden (!) gehen lassen wollte.

Eine Dreivierteistunde lang hatte er ohnehin Zugaben gegeben, die Roadie waren schon damit beschälftigt, die Bühne zu räumen das Licht im Zuschauerraun war an, alles untrügliche Zeichen, daß der Abend wirklich beendet sein sollte. Denn noch wollte niemand gehen stehend spendeten die Zuschauer frenetischen Beifall riefen immer wieder nach "Herman". Und tatsächlich kam van Veen noch einmal auf die Bühne, organisiert sich Stuhl und Mikrofon und machte weiter, während die Gäste längst ihre Plätze verlassen hatten und sich vor der Bühne drängten. Spätistens hier wurde es auch den letzten Zuschauer klar: Herman van Veen singt nicht um Geld zu verdienen, für ihn ist es - wie er selbst sagt das Höchste, sein Publikum zu erfreuen.