Allgemeine Zeitung
M.K.

Sänger für die Dünnhäutigen

6 okt 1981

Eindrucksvoll: Herman van Veen vor ausverkauftem Haus

Uelzen. Hermann van Veen - der Sänger, Geschichtenerzähler mit den sanften Tönen - zeigte am Sonnabend sein aktuelles Tournee-Programm im ausverkauften Theater an der Ilmenau. Was dieser Sänger-Poet dem Publikum zu sagen hat, ist eine Alternative zu dem üblichen Entertainment, aber auch zu dem bekannten Protestler- Gesang. Er singt - und das scheint mir das Kennzeichnende zu sein - für die Dünnhäutigen.


Mit seinen poetischen Texten vereinnahmt er seine Zuhörer, ganz und gar die, konzentriert lauschend, bis in ihr Innerstes angesprochen werden. Es geht ihm um diese Kommunikation mit dem Publikum, nicht um Vormachen, nicht um Einhämmern.
Es waren da Momente im Saal, wo dies ganz deutlich zu spüren war. Diese Lyrik kommt an, nämlich im Inneren des Menschen. Seine Kunst besteht in der Mischung von Gesang, Pantomime, Clownerie, Slapstick und dem gekonnten Vortrag von Geschichten - letztere oft so skurril, daß nur das ganz genaue Hinhören ihren Sinn erschloß. Dazu eine Musik, die dies alles untermalt, unterstützt, den Vortrag van Veens verdeutlicht, den Zuhörer vom Gefühl her mächtig packt.

Am Piano saß Erik van der Wurf, die Baßgitarre war in den Händen von Cees van der Laarse, Perkussion: Henk Zomer. Licht und Ton vervollkommneten das Erlebnis mit höchster Perfektion. Man muß besser sagen, ohne den Einsatz einer Supertechnik wäre es gar nicht in dieser Vollendung zustande gekommen. Von dieser Seite her gesehen, stellte der Abend etwas bisher im Theater an der Ilmenau noch nie Dagewesenes dar.

Zu den Inhalten der Lieder Herman van Veens ist schon viel gesagt worden. Sie sind Eingeweihten sehr vertraut. Er singt von Vereinsamung, er trägt Satirisches vor, er ist Philosoph. Dabei ist natürlich auch einiges, was andere auch schon gesagt haben, darunter ist auch Vordergründiges, da kommt man oft wegen des genannten Vereinnahmungseffektes nicht zum Reflektieren.

Aber was macht s, der engagierte Künstler Herman van Veen - er ist der Mitbegründer einer Stiftung, die sich als Entwicklungshilfe für Kinder der Dritten Welt versteht, er tritt zugunsten von UNICEFF auf - er packt sein Publikum.

Die vorwiegend jugendlichen Besucher harrten am Schluß auf den Plätzen aus, sie entließen Hermann van Veen erst nach vielen Zugaben.

Das Ganze: Für die, die da waren, ein wichtiger Abend in Uelzen, ein Höhepunkt.



M.K.