Ruhr-Nachrichten

Herman van Veen ging erst nach der achten Zugabe

Harlekin und Poet stimmt nachdenklich

5 nov 1984

Spätestens nach der achten Zugabe hatte den singenden Harlekin und Poet wohl jeder in sein Herz geschlossen. Ganz in Schwarz gekleidet und mit roten Stöckelschuhen stieg Herman van Veen mit Textzettel in der Hand zum Ende seines dreistündigen Musikschauspiels in der ausverkauften Halle II hinab zum Publikum, kauerte sich auf den Boden in die erste Reihe und sang mit seiner Nachbarin zusammen das Lied "Hand in Hand".


Mit seiner Violine entstieg der 39jährige hagere Holländer zu Beginn des Konzertes bei klassischer Musik dem Publikum, kletterte auf die schwarze Bühne zu seinen schwarzgekleideten Musikern und küßte einen riesigen weißen Ballon, der daraufhin errötete.
Ob der "Harlekin der leisen Töne" mit roter Nase über die Bühpe tänzelte, als Hausfrau den Boden fegte und den Kinderwagen schob oder als amerikanischer Star in das Mikrophon rockte, der ernste Hintergrund seiner Lieder und seiner Sketche blieb unverkennbar.

Herman van Veen sieht in seiner Musik ein Mittel, aktiv in der Friedensbewegung mitzuwirken. Mit Liedern wie "Die Bombe fällt nie", "Helden" oder "Signale" liefert er immer wieder Stoff zum Nachdenken.
Wenn er auch durch seine Clowne-reien immer wieder für Gelächter im Publikum sorgt, so bleibt einem doch oft das Lachen im Halse stecken. So zum Beispiel bei dem Sketch "Theater Nuclear Force", wo der Holländer als amerikanischer General aufgrund eines Fehlers im Computer eine Atombombe züpdet.
Arbeitslosigkeit und Abrüstung macht Herman van Veen ebenso zum Gegenstand feiner ernsten Lieder, wie die Homosexualität.

Herman van Veen ist ein Künstler ohne Alluren; der es versteht, mit seiner Musik und seiner Schauspielkunst dem Publikum Lach- und Denkanstöße zu geben.