Sechsämter-Bote

Gaukler, Clown, Liedermacher

Show mit Hermann van Veen im Deutschen Museum

5 nov 1977

"Sei unbesorgt, ich bin kein Kommunist, kein Protestant, Katholik, Pazifist, Humanist oder roter Armist - ich hab' ganz einfach Schiß." Ungewöhnliche Selbstdarstellung eines ungewöhnlichen Künstlers. Mal zärtlich schmeichelnd, mal ironisch beißend verzauberte der 32jährige Holländer Hermann van Veen - Liedermacher, Sänger, Gaukler, Clown und Musikant - sein Publikum im Kongreßsaal des Deutschen Museums in München.


Auf einer von schwarzem Stoff überzogenen Trommel donnernd, schritt er in einem grellen Lichtkegel durch die Zuschauerreihen auf die Bühne. Schockierend offen sang er gegen "stocktaube Ohren" an, "für die ein 100-W-Verstärker nicht ausreicht, um zu hören, daß jemand in Not ist". Politisches Engagement wurde wie in seinem südafrikanischen Schlummerlied unterbewußt und leise, oder wie in seinen Plaudereien übertrieben deutlich. Van Veen bewies "viel zärtliches Gefühl" für Außenseiter, für die Liebe und den Alltag.

Perfekt seine Show - ohne perfekt zu wirken. Seine Requisiten sparsam: Eine Puppe, eine Kerze, eine Geige, eine Mundharmonika, ein rotes Buch, seine Gestik. Unauffällig, aber ebenso perfekt, agierten die fünf Musiker im Hintergrund, die sich auch mit ihm auf der Bühne balgten, tanzten und im Al-Capone-Look als willkommene Staffage dienten.
Gegen Ende des Konzerts ließ sich van Veen von seinen eigenen Verrücktheiten und Clownerien mitreißen und entlockte den Zuhörern mit seinem "Beglücke-yourself-Movement" (durch schreien zu sich selber finden) . Schreie wonniglichen Vergnugens.