Schleswicher Nachrichten
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Eine Comic-Ente will zum Fernsehstar werden

Alfred Jodokus Kwak und Kollegen in Heftform schon große Renner

5 sept 1990

HAMBURG (T&T/dpa). Eine Maus und eine Ente machen das Rennen: Die Klassiker des Comic-Genre verkaufen sich millionenfach — inzwischen auch in der DDR (66 Millionen Hefte). Auch auf den Fernsehschirmen tummeln sich die lustigen Comic-Figuren — von Donald Duck bis Nick Knatterton. Jetzt will eine neue Comic-Figur im ZDF zum Fernstehstar werden: Der Erpel Alfred Jodokus Kwak.


Die niedliche Ente, eine Idee .des holländischen Unterhaltungskünstlers Hermann van Veen, soll ab 13. Oktober in zunächst 26 Folgen über den deutschen Bildschirm watscheln. Die Sendung „Wie wird eine Ente zum Fernsehstar?“ (Sonnabend, 16.30 Uhr, ZDF) stellt den tierischen Gerechtigkeitsfanatiker Kwak vorbereitend vor.
.Alfred Jodokus Kwak ist die erste Comic-Ente mit einem politischen Anspruch. Sie deckt Umweltskandale und Ausbeutung von Menschen auf“, erzählt Hans-Peter Steinbrugger, redaktioneller Mitarbeiter der ZDF-Abteilung Kinder und Jugend.

Geboren wurde der neue Comic-Star des ZDF 1973, als Hermann van Veen in seiner Eigenschaft als UNICEF-Botschafter ein Wasserbau-Projekt in Äthiopien unterstützte und die Abenteuer des Erpels in Kinderbuchform herausbrachte. „Es ist der allegorische Gegensatz zwischen dem Wassertier, das in Holland im Überfluß schwimmt, und der Dürre in Afrika“, erläutert Hans-Peter Steinbrugger die Anfangsbotschaft des aufgeklär-* ten Federviehs. Seit 1987 erscheint der Erpel als Comic-Figur.

Die beiden deutschen Zeichner Harald Siepermann und Hans Bacher haben Alfred Kwak nun in Film-Form gebracht. Beide haben dem Walt-Disney-Kassenschlager „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ auf die Sprünge geholfen. Die Deutsch-Rocker Heinz-Rudolf Kunze und Ulla Meinecke liehen mehreren Zeichentrick-Figuren der Serie ihre Sing-Stimmen.

Die beiden deutschen Zeichner Harald Siepermann und Hans Bacher haben Alfred Kwak nun in Film-Form gebracht. Beide haben dem Walt-Disney-Kassenschlager „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ auf die Sprünge geholfen. Die Deutsch-Rocker Heinz-Rudolf Kunze und Ulla Meinecke liehen mehreren Zeichentrick-Figuren der Serie ihre Sing-Stimmen.
Doch egal, ob es sich um den goldtalerscheffelnden Dagobert Duck handelt, um die Kämpfer gegen das ewig Böse wie „Superman“ und „Batman“ oder um den Anarcho „Kwak“ — eins haben sie alle gemeinsam: ihr Marktwert steigt beständig.

Comic-Figuren in Heftform, als Originalzeichnungen oder als Filmvorlage aus den weltberühmten Disney-Studios erzielen derzeit Höchstpreise auf dem Sammlermarkt. Einmal erstanden, wandern die kostbaren Stücke meist hinter Schloß und Riegel. „Die Sammler sind verrückt. Die füllen ihre Tresore mit Edelgasen, um die Hefte vor Verfall zu schützen oder schweißen sie in Plastikhüllen ein“, erzählt Carsten Laqua, Berliner Galerist und Comic-Experte.

„Der Kunsthandel mit Comic-Originalen wird größer, als das Geschäft mit den ,Van Goghs‘, prognostiziert Galerist Carsten Laqua. Bis zu 50000 Prozent Preissteigerung verzeichnet der Markt. Die astronomische Summe von 108000 Dollar kostet ein Superheld-Comic aus den vierziger Jahren.

Und noch ein neuer Trend: Mickymaus, Asterix, Werner und Consorten überfluten seit der Wende die DDR. Die bunten Comic-Heftchen mit den gezeichneten Träumen oder Nonsens-Geschichten finden im Osten reißenden Absatz, seit die ehemals behördlich gesteuerte Lockerheit Konkurrenz bekommen hat. Schlechte Zeiten für Bilderbücher „made in GDR“ und „Frösi“, die Zeitschrift für Fröhlichkeit und Singen. Westdeutsche Verlage schwärmen bereits von diesem neuen Absatzgebiet, das sich im Osten auftut.

Der Stuttgarter EHAPA-Ver-lag verkauft nach eigener Aussage pro Woche bereits 100000 Asterix- und 150000 Mickymaus-Hefte. Den Erfolg erklärt sich Geschäftsführer Eckehardt Bültemann damit, daß in der DDR fast 40 Jahre lang keine westliche Lektüre zu erhalten war.

Bei den biederen Geschichten in den volkseigenen Zeitschriften mit dem vielsagenden Titel „Frösi“ kam in Wohnstuben und Kinderzimmern nur bescheidene Freude auf.



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