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Münsterländische Tageszeitung DANIEL BROCK |
Will nachdenklich stimmen |
4 dez 1981 |
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Münster. Hermann van Veen; Ungleich politischer ist er geworden. Wen wundert's, daß er, der fiedelnde Streiter für mehr Humanität, Liebe und Zärtlichkeit, angesichts des atomaren Wettrüstens und der Kriegsgefahr am Ende seines knapp dreistündigen Konzerts in der seit langem ausverkauften Halle Münsterland ein Lied von der Amsterdamer Friedensdemonstration anstimmte und in Anlehnung an Wolf gang Bor- chert ein deutliches "sag nein" forderte. Und doch ist Hermann van Veen sich und seinem Stil treu geblieben. Er ist trotz dieser klaren Stellungnahme kein marktschreierischer Trommler, kein parolenverkündender Agitator, keiner von diesen Liedermachern, die alles ganz genau und besser wissen. Der 36jährige Holländer Will' sein Publikum nachdenklich stimmen, es zu aufmerksamen Beobachtern machen, ohne fadenscheinige Patentrezepte oder gar Lösungen feilzubieten. Er strebt nicht die oberflächliche, kumpelhafte Verbrüderung mit und unter seiner Zuhörerschaft an, nein, der Sänger mit dem lichten Haarschopf sucht den einzelnen, bittet ihn, sich zu fragen, ob er tatsächlich der ist, der er sein will Lieder und Texte für eine menschlichere Welt, gegen Achtlosigkeit und Egoismus, gegen Karrierestreben und Handlangerei für das Böse. Arrangiert zu einem Programm im wahrsten Sinne des Wortes: Keiner der branchenüblichen Liederabende mit artigen Verbeugungen oder mehr oder minder geistreichen Texten zwischendurch, sondern - fast - eine Theatervorstellung mit aufeinander bezugnehmenden Szenen und vielen wiederkehrenden Elementen, in denen der Poet mit der melancholischen Stimme all seine Tugenden unter Beweis stellen kann: den liebenswerten Clown, der mit nur einem Augenzwinkern einen ganzen Saal verzaubern kann, den treffsicheren Parodisten, der Rudi Carrell wie Elvis Presley auf die Bühne bringt, den gelenken Pantomimen und den vielseitigen Schauspieler. Hermann van Veen - nie war er so wichtig wie heute! Und am 15. Februar 1982 gibt er in Münster ein Wiederholungskonzert. DANIEL BROCK |