Heimatspiegel
Norderstedter Nachrichten
Volker Puchalla

Hermann van Veen - Poet und Satiriker

Drei ausverkaufte Konzerte in Hamburg

4 feb 1982

Schon wieder hat es Hermann van Veen, Holländer, Clown, Poet und beißender Satiriker, geschafft, an drei Konzertabenden die Reihen im Saal 2 des Hamburge*-€CH mit Zuschauern zu füllen. Erst Ende des vergangenen Jahres war er in der Hansestadt auf Tournee und hatte den gleichen Erfolg. Selbst unterkühlter norddeutscher Charme oder einreihiger "Stresemann" unterliegen seinen Melodien und den Texten. Keiner, der zum Ende des Konzerts nicht aufstehen muß und seine Hände benutzt, um Beifall aufkom- men zu lassen. Sechsmal holten ihn seine Zuschauer zur Zugabe heraus und sechsmal träumten, lachten und , auch weinten sie mit ihm. Sechsmal hüpfte er durch 'die Zuschauerreihen, teilweise schon provozierend im weißen Bademantel, und fing wieder an zu singen.


Mehr als eigensinnig, so läßt sich nicht nur der Künstler selber, sondern auch seine Art zu singen, zu, schauspielern, zu parodieren, ein- ordnen. Doch da hört dann auch die Ordnung schon auf, denn keine Norm würde den holländischen Künstler Hermann van Veen auch nur auf einige Meter herankommen. Für ihn selbst ist dies bestimmt kein Grund, um nicht bestehende "Ordnungen" auf das Korn zu nehmen. Unterstützt von hervorragenden Musikern bindet er dies in Musik, Töne und Pantomime. Er hüpft, tanzt oder schwankt über die Bühne und scheint kaum den Boden dabei zu berühren. Nicht nur die Stimme, sondern auch seine Bewegungen sind optimal.

Manchmal aber hat es auch der aufmerksamste Zuschauer schwer, ihm durch die Themen zu folgen. Manche wollten es auch gar nicht, denn als van Veen den Frauen ihre Emanzipation vorwarf, entstand nicht nur Gemurmel im Zuschauerraum. Er will bewußt Provokationen aussprechen und wartet dann auch auf die Reaktionen der Zuhörer: "Was wollt ihr denn mit Eurer Emanzipation? Jetzt dürft ihr endlich Zigaretten selbst drehen!" Dies ging an die Adresse der sogenannten "Emanzen".

Gerade seine Frage nach der Existenz eines Gottes hat ihm einigen Ärger eingebracht: "Wo bist Du denn überhaupt. Sage doch, wenn es Dich gibt. Mir kannst Du vertrauen, ich bin nicht einer von denen, die jeden Sonntag in die Kirche gehen und die Hände falten - ich bin ehrlich!" Diese Worte sind Provokation und sie fordern zum Nachdenken.

Natürlich ist er auch auf seine Weise ein Profi im "Showgeschäft". Er hat glänzende Musiker, um eine Perfektion zu erreichen, er hat kaum Stellen, die Improvisation erfordern: Licht, Klang und Bühneneffekte laufen exakt ab. Und doch hat man als Zuschauer nicht den Eindruck, einer Vermarktung zu erliegen, sondern nimmt ihm seine Gedanken, seien sie auch noch so aphoristisch, ab. Der Zuschauer glaubt ihm seine Kritik, die er nicht selten mit vollen Händen verteilt. Aufrütteln mit allen Mitteln, so heißt die Devise über den gesamten Abend.

"Hörst Du die Trommel, die in Dir schlägt?" So fragt van Veen in einem seiner Lieder. Gemeint ist damit wohl das schlagende Herz, das jedoch nicht allein schlägt, um Blut zu pumpen - sondern auch um zu fühlen.
Manche haben den Trommler bestimmt gehört, Hermann!

Aber alle haben ihn gesehen - auf der Bühne!



Volker Puchalla