Rieser Nachrichten
Elfrun Jacob

Ein Harlekin aus Holland erobert sich die Bühnen

3 dec 1974

Den Haag/Hamburg. Ganz oben auf der Welle, die pausenlos holländische Talente auf die deutschen Bildschirme wirft, schwimmt Herman van Veen. Die Deutschland-Tournee des 29 jährigen Kabarettisten - schon die zweite in diesem Jahr - brachte volle Säle in Hamburg, München, Hannover, Düsseldorf, Duisburg, Viersen etc.


Darauf schloß Herman van Veen einen Kontrakt mit dem NDR über eine abendfüllende Fernsehschau. Sie wird im Frühjahr in den Hamburger Studios gedreht - in einer deutschen und einer holländischen Fassung mit dem entsprechenden Publikum - und soll außer in der Bundesrepublik in weiteren acht europäischen Ländern laufen. Drei Filmangebote deutscher Produzenten hingegen hat Herman van Veen abgelehnt: "Ablehnen ist auch eine Kunst."

Der schlanke Holländer mit Langhaar und Jeans konnte sich hervorragende Kritiken aus der deutschen Presse Ausschneiden: "Herman ist der Größte - weltmeisterlich - Spitzenklasse - seit Chaplin gab es nichts Vergleichbares" und so fort.
Van Veen bezeichnet sich selbst als Harlekin - so hieß auch seine erste Schau und so heißt seine Konzertagentur und Plattengesellschaft.

Er ist nicht politisch, jedoch sozialmenschlich engagiert. Er betrachtet - von der Warte des Harlekins - das Leben. Van Veen schreibt die meisten seiner Texte selbst, er fand in dem deutschen Produzenten und Autor Thomas Woitkewitsch den idealen Uebersetzer.

Van Veen ist ein Totaltalent. Er drückt sich aus in Tanz, Pantomime, Vortrag, Chanson, Komposition... er beherrscht die Violine perfekt und ist auch am Klavier ein großer Solist. Herman selbst über sein deutsches Publikum, das zwischen 20 und 35 Jahren liegt: "Ich trete auf vor jungen Deutschen, die noch an das Abenteuer glauben, die noch lesen, die noch wundergläubig sind und die nicht alles von Materie, Karriere, Geld, Erfolg abhängen lassen. Das macht mich glücklich."

Der junge Holländer, der eine halbjüdische Mutter hat und dessen Vater im Krieg im Widerstand war, mußte erst Bedenken überwinden, bevor er in die Bundesrepublik ging.

Er bekennt:
"Es gab mir einen Schock, als ein Fan nach der Vorstellung auf mich zukam und fragte: "Findest du es nicht schade, kein Deutscher zu sein?"



Elfrun Jacob