Aachener VolksZeitung
Ursula Schaffrath-Pesch

Mahner mit sanften Tönen

Herman van Veen und seine Begleiter in Aachen

3 okt 1979

Herman van Veen, niederländischer Musiker und Schauspieler, kommt wieder in die Region Aachen. Am 19. Oktober gibt er mit seinem Ensemble ein Gastspiel im Eurogress Aachen. Nachstehend ein kurzes Porträt:


Schwarzer Pulli, schwarze Hose und ein dünnes Goldkettchen, das ist seine Bühnenkleidung, die weder Kalkül noch Kostüm, sondern Alltag ist. Keine weltfremde, aus Versatzstücken konstruierte Show läuft ab. Van Veens Programme sind gemeinsam verbrachte Stunden, Kommunikation mit ebenso Dünnhäutigen im Saal, Mutmachen durchs Exemplifizieren, Entertainement für Kopf und Herz mit dem eingezogenen Zeigefinger dessen, der weiß, daß er nichts weiß. Außerdem ist besserwissender Protest nie der Niederländer Sache, deren wache Offenheit für das Bekannte im Fremden und das Fremde in uns eher Toleranz auslöst.

Eins traf sich Herman van Veen mit Freunden, um gemeinsam das zu tun, was ihnen wichtig schien und Spaß bringt. Weil sie's gerne machen, machen sie's gut. Und weil es gut ist, ist es erfolgreich - allen Branchenrezepten von schreibtischkonstruierten Marktlücken zum Trotz.-Modisches vor ihrer Tür hat sie nie interessiert, sie bleiben den sanften Tönen treu und finden immer mehr Leute, die ihnen zuhören wollen.

Einst als Geheimtip im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg aufgetreten, wurde Herman, van Veen inzwischen auch bei uns das, was er in seiner Heimat seit langem ist: ein Künstler mit ausverkauftem Haus, ein Schallplattensänger mit beachtlichen Umsatzzahlen, eine clowneske Alternative zu grellbunten, austauschbaren Schlagzeilen- Stars, ein Musiker der Zwischentöne, ein Poet ohne ewigkeitsgetrübten Blick und, vor allem, "Spezialist von sich selbst".

Vierzeiler, Klavierakkörde, Geigenkantilenen, Summen und Singen, Gesten und Grimassen sind sein Instrumentarium, darzu stellen, was ihn bewegt und interessiert. Ir voller Verantwortung und ohne publikums wirksame Entertainement-Tricks: "Ich ken ne mein Metier und weiß, was ich sagen müßte, um etwas zu erreichen. Aber ich bin dafür zu alt..." Er sucht weder das Angst hasen- noch das ebenso große Paukenhauer-Publikum. Seine Vorstellung ist für Menschen über Menschen und spielt sich in mitten Hunderter und Tausender Leute zwischen vier Augen ab. Eine Kostprobe von Herman van Veen:

"Ich hab' ein zärtliches Gefühl
für den, der sich zu träumen traut,
der, wenn sein Traum die Wahrheit trifft
noch lachen kann
- wenn auch zu laut..."





Ursula Schaffrath-Pesch