Westdeutsche Allgemeine
Heinz-Dieter Schäfer



Bezaubernd sanft, gefühlvoll, knüppelhart: Hermann van Veen

1 okt 1984

Hermann van Veen. Eigentlich sollte dieser Name schon ausreichen, um die Musik des Poeten zu beschreiben, zu erfassen. Doch wer sie nicht gehört hat, versteht nur sch wer, wer oder was dieser Hermann van Veen, der nun schon zum zweiten Mal im Ruhrfestspielhaus gastierte, eigentlich ist und was er will.


Sein Musikprogramm enthält zarte Liebeslieder in denen er die Zukunft für ein junges, -verliebtes Paar ausmalt. Doch genauso singt er gegen Menschenrechtsverletzungen, gegen Faschismus und Engstirnigkeit. Da reihen sich Lieder übergescheiterte Ehen nahtlos an harte Anklagen gegen Unmenschlichkeit. Der Meister der Töne hält auch Reden. Als arffeitsloser Vater, der seine Probleme auf der Suche nach einer Stelle offenbart. Schließlich geht es für den Dargestellen um mehr, als ums Geldverdienen.
Van Veen führt dem Publikum vor Augen, was es heißt, seinen Kindern sagen zu müssen, daßmanden ganzen Tag nichts weiter getan hat, als sich vergebens zu bewerben, spazieren zu gehen und die Stellenanzeigen zu studieren.
Van Veens Engagement im Bezug auf die Rüstung und den Krieg ist immer wieder der rote Faden in seinen Liedern und Texten. Er hält leidenschaftliche Reden, erläutert seine „naiven Pläne“ zur Entschärfung der angespannten Lage und alsein „Russe“ mit Zobelmütze und rotem Sovietstern die Bühne betritt, gibt er ihm einen Versöhnungskuß.

Hermann van Veen. Ein unterhaltsamer Abend, ein Abend voll neuer Musik, aber in erster Linie - auch wenn man es nicht gleich merkt - ein Abend der nachdenklich stimmt.



Heinz-Dieter Schäfer