Der Musikmarkt

Die neuen Gedanken des Herman van Veen

1 okt 1981

Aktuelle LP: Herman van Veen-"Die Anziehungskraft der Erde "(2372 085; MC:3151 085Polydor/DGG)

"Ich bin überzeugt, daß das Publikum, mit dem ich zu tun habe, nur etwas von mir wissen kann, wenn es gut zuhört ..., und eigentlich kaum, indem es etwas über mich liest", erklärte Herman van Veen einen der Gründe, warum es kaum Interviews mit ihm gibt. Die Sache zählt, nicht die Erklärungen. Und die hat er gar nicht nötig, weil seine Lieder und sein bühnenwirksamer Vortrag allein wirken.


Neues von dem berühmten niederländischen Entertainer gibt es jetzt wieder auf einer LP zu erfahren. Im Frühsommer produzierte er mit seinem Harlekijn-Clan, einer Art Arbeitsgruppe von Freunden, "Die Anziehungskraft der Erde", seine dreizehnte Langspielplatte, speziell für sein großes deutsches Publikum. Bereits 1974 absolvierte er eine Kurztournee durch deutsche Lande, und seither ist er aus der deutschen Liedermacher-, Fernseh- und Theaterszene nicht mehr wegzudenken. Freunde hat er unter Kindern, für die er vor einiger Zeit "Die seltsamen Abenteuer des Herman van Veen" auf zwei LPs und in mehreren TV-Folgen präsentierte, ebenso wie unter Erwachsenen jeden Alters, die vor zwei Jahren seine Tour "Die Anziehungskraft der Erde "ist der Titel der dreizehnten Langspielplatte, die Herman van Veen im Frühsommer produziert hat. nee zum Ereignis der Saison werden ließen. Allein zehn Tage gastierte van Veen mit seinen Freunden im Hamburger CCH, und im ganzen Lande hatte er volle Häuser.

Von Anfang Oktober bis Mitte Dezember wird es wieder soweit sein: Herman van Veen stellt sein neues Repertoire vor, das bereits jetzt als LP vorliegt. Übrigens keineswegs zu früh, denn bereits im letzten Monat war er in "Bio's Bahnhof" und im regionalen Kölner "WWF-Club" zu Gast. Im November folgt der "Liedercircus".

Die aktuellen zwölf Lieder tragen unverkennbar van Veens Handschrift. Mit gewohnt sparsamer akustischer Instrumentierung garnierte er seine Gedanken über Ehemuffel, Kraft protze, Hollands Kolonialzeit oder das stille Glück des Alleinseins. Er singt über die Mode, verinnerlicht zu sein, über jenen fernen Tag, an dem er nichts mehr tun mag, und rechnet pointiert mit Pharisäern, bierbäuchigen Propheten und leistungsbesessenen Jüngern ab.

"Ich hab' ein zärtliches Gefühl", der Titel seiner ersten deutschen LP, ist als Grundtenor und Markenzeichen geblieben. Doch wer zuhören kann, wird auch neue Töne bei dem großen Talent der holländischen Kleinkunstszene entdecken.

"Meine Vorstellung habe ich im August 1968 angefangen, und ich bin noch immer damit beschäftigt", erklärte van Veen vor seiner langen Tournee vor zwei Jahren mit deutlichem Hinweis auf die Kontinuität seiner Arbeit.
Jetzt geht das Programm mit neuen Stücken weiter.