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Per Achterbahn in den Himmel

Herman van Veen begeisterte



01.Feb 1999

Herman van Veen begeisterte


Mit einem Lied über den Wind,„unser Nationalprodukt”, begann am vergangenen Freitagabend in der Stadthalle das, was Herman van Veen- Fans wohl so entzückt, betört und verwirrt: eine erstklassige Achterbahnfahrt der Gefühle. Mal laut, mal leise, mal herrlich komisch und übermütig, mal melancholisch, mal rotzfrech und zotig gab sich das Multi-Talent aus dem westlichen Nachbarland zu erkennen. Auf „Nachbar”-Tour mit fünf exzellenten Musikern lag ihm „Mülheim an der Ruhr”, wie er sein Publikum stets ansprach, drei Stunden lang zu Füßen.

Per Achterbahn in den HimmelPer Achterbahn in den HimmelPer Achterbahn in den Himmel„Der Busen” ist dem Mann mit dem Klimper-Wimpern- Blick ein Lied wert, in dem er die ewige Unzufriedenheit von Mädchen und jungen Frauen mit ihren Rundungen liebevoll auf die Schippe nimmt. In Stök- kelschuhen und mit hochgekrempelten Hosenbeinen sinniert van Veen trällernd: „Rund, ob spitz, ob groß, ob klein - das wird eine Überraschung sein. Genausoviel wie Beatrix oder fast so gut wie nix?” Wenig später tobt er auf den hohen Absätzen über die Bühne wie eine wildgewordene Primadonna, um kurz darauf ruhig, aber schneidend klar davon zu singen, wie es ist, wenn einer oder eine sich sicher ist: „Ich liebe dich nicht”.

Van Veens Kunst steigt in den Kopf und von dort trifft sie mitten ins Herz. „Ich wollte mit dir in den Himmel fliegen”, meint der Mann ernst. Todsicher. Glaubt man als Zuschauer und Zuhörer jedenfalls. Manchmal bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Wenn er auf einem Stuhl sitzt, sich plötzlich die Decke des vor ihm stehenden Tisches überwirft und mumiengleich zur „Fatima Morga- na” verwandelt vom Scheinwerferlicht geblendet wird. Singend erzählt er von Fatima, dje unter ihrer Verhüllung von Kopf bis Fuß und in der Fremde lfeidet.

Ob Heimweh nach dem Traurigsein oder die vage Gewißheit, daß Wünsche nur schön sind, solange sie unerfüllbar sind - Herman van Veen vermag fast alles, was einem im Leben passieren kann, mit Worten oder Körpersprache auszudrjicken.

Und fast am Ende des Konzerts mit zig Zugaben erzählt Herman van Veen ganz nebenbei: „Ich war schon einmal vor 30 Jahren hier.” Das Konzert beim holländischen Verein dauerte aber nur 20 Minuten. „Hatte was mit Genever zu tun.”



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