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Stadtblatt Osnabruck
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HERMAN VAN VEEN

okt 1988

Seit 1967 steht er nun schon im Rampenlicht, variiert Orte, Texte und Medien. Die Karriere des am 14. März 1945 im holländischen Utrecht als Sohn eines Typographen geborenen Herman van Veen gleicht einer unendlichen Geschichte. Ausgangspunkt war seine Heimatstadt. Dort präsentierte er unter dem Titel „Harlekijn” sein erstes Solo-Programm. Von Beginn an war er ein Allround-Künstler - Poet, Sänger, Instrumentalist, Pantomime und Clown in Personalunion, und ist es bis heute geblieben. Vor drei Jahren war er das letzte Mal in Deutschland zu sehen und garantierte überall ausverkaufte Häuser. „Bis hierher und weiter” lautet das Motto seines neuen Programms.


Seine bisherigen Erfolge sind reif für die Rekordverzeichnisse. 40 Platten hat er in den Niederlanden veröffentlicht, daneben 30 in deutscher, zwei in englischer und eine in französischer Sprache. Es fällt schwer, den Überblick über seine Aktivitäten zu behalten. Liedermacher, Clown, Geiger, Mime, Autor, Schauspieler, Komponist, Parodist oder Filmer, die Kreativität van Veens, der ständig unter Strom zu stehen scheint, ist kaum zu fassen.
„Wie macht er das? Wo nimmt er das seit über zwanzig Jahren her? Wieviel Reserven an unbeirrbarer Menschenfreundlichkeit schlummern noch in diesem schütterblonden Lulatsch mit der Billardkugelstirn, wieviel Lust, sich immer wieder aufs Unberechenbare zu häuten, vermag dieser vielgeliebte Einzelgänger auf seinem erstaunlichen Weg noch zu versprühen?”, fragt denn auch Heinz Rudolf Kunze, der den Niederländer als einen der bedeutendsten Künstler der Gegenwart einstuft, in seinen Zeilen fürs Programmheft. Der mittlerweile Ex-Osnabrücker hat einige Texte für van Veen geschrieben und großen Spaß an der gemeinsamen Arbeit verspürt.

Rechtzeitig zur Tour, die Anfang Oktober in Koblenz startet, und am 26. und 27.10. in Osnabrück Zwischenstopp macht, erscheint seine neue Platte, die vorwiegend bekanntes Material enthält. Einen Vorgeschmack auf das neue Programm bietet am 12. Oktober eine einstündige TV-Show im Ersten (23.00 Uhr). Seit jeher vereinen seine Live-Auftritte musikalische un komödiantische, lyrische und absurde Elemente.
Die Themen sind mit der Zeit sozialkritischer geworden. Van Veen inszeniert die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen, erzeugt Betroffenheit und Sprachlosigkeit, aber auch Ausgelassenheit. Besonders in den wohldurchdachten Einführungen und Übergängen, in denen er häufiger sein pantomimisches Können aufleuchten läßt, schafft er es, die Zuschauer aus der Behaglichkeit des Konzertsessels herauszureißen.

Musikalisch hat sich im Laufe der Jahres einiges geändert. Früher waren klassische Einflüsse nicht zu überhören, heute ist der Sound härter. Syn-thiziser und Saxophon bestimmen das Klangbild, Rock und Blues dominieren. Geblieben aber ist über die Jahre gier vielleicht wichtigste Mann an van Veens Seite: Tastenspezialist Erik van der Wurff. Seit über 25 Jahren arbeiten sie zusammen, hat der unscheinbare Sides-man wesentlichen Anteil am Erfolg.
Natürlich gab es auch Rückschläge, Der Versuch, am Broadway Fuß zu fassen, wurde beinah ein Flop, und „Harlekijn”, sein Multi-Media Unternehmen, das auch junge Talente fördert, stand Anfang der Achtziger längere Zeit vor der Pleite. Doch bislang hat van Veen alle Her-j ausforderungen gemeistert.

„Holland ist eine halbamerikanische oder englische Provinz, er hat sich in Richtung Meer entwickelt. Und ich bin mehr Land, ich gehe in Landrichtung”, hat er seine Mentalität einmal umschrieben. Unablässig feilt er an seinem Programm, strebt nach Perfektion und neuen Ufern. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre sollte man sich für das neue Programm rechtzeitig Karten besorgen!



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