HAZ
Klaus Esser

Der holländische Entertainer Herman van Veen setzt seine WDR-Reihe fort

Atzende Kritik, aber mit Poesie

apr 1979

Er ist kein bequemer Künstler. Viele Szenen seiner Bühnenshow reizen zwar zum Lachen, doch in seinem Humor steckt stets eine große Portion Nachdenklichkeit. Ein Kritiker beschrieb seine Lieder einmal als "Bonbons mit bitteren Mandeln".


Diese Mischung von Ernst und Spaß, von ätzender Kritik und stimmungsvoller Poesie prägte denn auch Herman van Veens erste Funkreihe >Wunder was<, die er gemeinsam mit seinem deutschen Texter Thomas Woitkewitsch im Frühjahr 1976 im WDR-Programm startete.
ln einer collageartigen Zusammensetzung von Zeitungsnachrichten. Chansons. Liedern, Kommentaren und Instrumentalmusik versuchten van Veen und sein Ko-Autor bestimmte Gesellschaftsprobleme kritisch anzugehen. Beispielsweise die Einsamkeit alter Menschen, den Massentourismus oder Schwierigkeiten und Fragen im Leben zu zweit.

Bei dem kompromißlosen Engagement des vierunddreißigjährigen Holländers konnte freilich Arger nicht ausbleiben. So kam es denn auch nach einer Sendung über das Thema >Kirche< zu einem geharnischten Protest des Erzbistums Aachen.
^Herman van Veen mußte erst einmal eine Sendepause einlegen. Inzwischen haben sich die Wogen wieder geglättet, und Herman ist wieder im Kölner Sender zu hören. Unter dem neuen Titel >Unter uns< und zu neuer Sendezeit (alle vier Wochen samstags von 19.30 bis 20.15 Uhr im 1. Programm) sind er und Thomas Woitkewitsch wieder Mißständen unserer Zeit auf der Spur. Zehn Folgen stehen in diesem Jahr auf dem Programm.

Eins aber verspricht das Autorenduo schon jetzt seinen Hörern:
"Sanfter und zahmer sind wir bestimmt nichtgeworden."



Klaus Esser