Hören und Sehen
Wolf-Peter Enke

Ohne Thomas Woitkewitsch wäre der Bildschirm nur halb so lustig

april 1978

So manchem Komiker und Jux-Spezialisten sieht man den Schalk schon an: Karl Dall oder Dieter Hallervorden würde kaum jemand für Trauerklöße halten. Bei Thomas Woitkewitsch ist das anders: Er ist zwar kaum zu schlagen, wenn es um tolle Gags, witzige Quiz-Spiele oder gelungene Sketche im Fernsehen geht. Aber sein urkomisches Talent steht dem 34jährigen Hamburger. der seit fünf Jahren Wahl-Kölner ist, nicht auf den ersten Blick im Gesicht geschrieben.


Und doch wäre ohne ihn der Bildschirm nur halb so lustig: So ist Thomas Woitkewitsch z. B. für Rudi Carrell und seine Shows unentbehrlich. Er sucht die Kandidaten aus, liefert zusammen mit Carrells Team Ideen und Gags am laufenden Band. Er verpflichtet die künstlerischen Gäste und gehört zum Team, das sich die Spiele für die Kandidaten ausdenkt. Außer dem schreibt er für Rudi Carrells Platten alle Texte.

Für die Italienerin Milva schrieb er jetzt die deutschen Texte zu der neuen LP "Von Tag zu Tag" mit Liedern von Mikis Theodorakis. Plattentexte verfaßte Woitkewitsch auch für die Holländer Herman van Veen und Lisbeth List. Überhaupt ist der emsige Kölner ein "Holland-Fan": Er spricht fließend die Sprache und fährt regelmäßig dorthin in Urlaub.

Hier fallen ihm die besten Gags ein - z. B. für die "Plattenküche" mit Helga Feddersen und Frank Zander. Hier konnte sich Familienvater Woitkewitsch - Sohn Till wurde am 1. April (!) drei Jahre alt - so richtig "ausjuxen". Zusammen mit einem WDR-Team legte er den Moderatoren die Gags in den Mund. "Ende des Jahres kommt die .Plattenküche' übrigens mit sechs neuen Folgen auf den Bildschirm", verspricht der Ulk- Profi, der auch gerade an einem Buch schreibt, in dem die besten Gags aus der Sendung verewigt sind.

Auch die Sketche für die herrliche Blödel-Show mit Karl Dall "Wer hat die Show denn zum Bahnhof gerollt!" stammen von Woitkewitsch, der auch schon Späße für "Klimbim" geliefert hat. Acht Jahre lang verbindet er nun schon das Angenehme (die Vorliebe für Jux in jeder Form) mit dem Nützlichen - und machte sein Hobby zum Beruf. Hier ist er eine" der ganz Großen - auch ohne Doktor-Titel, den er beinahe bekommen hätte: Die fast fertige Doktor-Arbeit über "Filmkritik blieb in der Schublade, denn dei Germanistik-, Publizistik- und Psychologie-Student Woitkewitsch hatte vor lauter Jux-Schreiberei keine Zeit, die Arbeit abzu geben!

Mit oder ohne "Doktor" Deutschlands Unterhaltungs-Bosse reißen sich um Woitkewitsch. Alle wollen ihn allein für ihre Show: "Aber ich bin gern vielseitig". erklärt er schränkt aber ein "In Zukunft muß ich auch mal nein sagen, sonst wird's zuviel."

Im nächsten Jahr will er ganz "kurztreten":
Ein Boulevard Theaterstuck schreiben .

Naturlich miet gags am laufenden Band.



Wolf-Peter Enke