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Tour-Portrait

Herrmann van Veen - Faszination und Clownerie

januari 1989

„Einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart ist wieder auf Tournee“, kommentierte einer seiner Freunde den Tour-Start von Hermann Van Veen. Mit „Bis hierher und weiter“ ist er ganz der alte-und doch, live erlebt, für Überraschungen immer noch gut.


Van Veen einzuordnen ist gar nicht so leicht. Schwer tut sich da auch Kunze, sein Produzent. Der aber findet wenigstens noch Bilder, die allen Van-Veen-Fans runtergehen wie Butter: „Viele werden müde geboren, der größte Teil der übrigen wird spätestens Mitte zwanzig lahm, lau und traurig, wenn die ersten Hoffnungsschiffe sinken.“ Der Holländer, so meint Kunze brenne dagegen. Leuchte. Sende. Tobe. Und das beim Alter von Mitte 40.

Was die Einordnung Van Veens so schwierig macht, sind weniger seine Texte. Eher ist es seine Verwandlungsfähigkeit. Auch jetzt fasziniert er auf der Bühne durch seine clownerischen Einlagen und unerwarteten Stimmungswechsel. Sein Programm ist immer für Überraschungen gut. Van Veen trifft die Auswahl jedesmal aufs neue. Aus: Das tut gut, Wie ein Tanz, Die Trommeln, Die Hand, Hemdchen, Die Mütze meines Vaters - je nachdem eben.
Wie im Leben, so auch auf die Bühne- es gibt fast nichts was Van Veen nicht kan Außer, daß sie des Lobes voll ist, schwer. Wem soll es auch gelten? Dem Clown? Dem Sängär? Dem Tänzer? Dem Kabarettisten?

Seit nunmehr fast zwanzig Jahren singt der schlaksige Niederländer den Traum von einer besseren Welt. Er betreibt subtile Zeitkritik. Sein Vater war im Krieg im Widerstand.
Dem zwölfjährigen Hermann sagte der Vater: „Ich hoffe, daß Du, genauso wie ich, niemals lernen mußt, wie man einen Menschen tötet.“ „Mein Vater“, bemerkte Van Veen später im Rückblick, „hat genauso wie ich, von einem Leben mit der Familie und den Kindern in einer friedlichen Welt geträumt.“ Wenngleich es ein Traum sein mag, Van Veen beharrt darauf, daß der Mensch, trotz aller selbstgemachter Katastrophen, eines Tages den Weg zur Idylle findet. Kinder helfen ihm dabei. Kaum eines der Alben von ihm, bei dem sie keine Rolle spielen. Bezeichnenderweise. denn Kinder sehen klarer. Fur seine Fans ist es gut das Van Veen von seiner Kindheit kein Abschied nehmen kann.

Van Veen singt und spielt neben eigenen Stücken auch Songs von Jacques Brel und Leonard Cohen. Auf där aktuellen Doppel-LP „Bis hierher und weiter“ sind alle seine schönsten Lieder drauf - neu bearbeitet: „Ich hab’ ein zärtliches Gefühl“, „Weg da“ oder „Signale“.


Am 23. und 24. Februar '89 ist „HVV" in der Trierer Europa halle zu sehen.



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