BARBARA LUETGEBRUNE
Lippische Landes Zeitung
Am Hermann wohnt ein Freund

Herman van Veen und sein Ensemble proben für das Musiktheater "Op een dag in september"
30 juli 2009

Herman van Veen: In seinem Musiktheater, das sich vor allem an junge Leute und Familien richtet, erzählt der Holländer die Geschichte vom Hermannsdenkmal neu.

Detmold. Es gibt Leute, mit denen man mal ein Brötchen essen kann. Und andere, mit denen möchte man auf Reisen gehen - weil man gleich sieht, das es gemeinsam mit ihnen viel zu entdecken gibt. Sagt Herman van Veen. Die 25 Menschen, mit denen er zurzeit im Grabbe-Gymnasium arbeitet, bilden eine perfekte Reisegruppe. Ihr Ziel: Ein Tag im September.

Mitten in den Ferien hat sich die Schule in ein Theater mit Bühne und Proberäumen, Kostümwerkstatt und Produktionsbüro verwandelt. Hier laufen die Proben für Herman van Veens Musiktheater "Op een dag in september", ein weiterer Höhepunkt im Internationalen Kulturprogramm zum Varusjahr. Am 22. August ist die Uraufführung auf der Waldbühne am Hermannsdenkmal.

Und der Hermann steht auch im Mittelpunkt des Stückes - allerdings nicht als Kriegsheld, sondern als Friedenssymbol. "Was kann er auch sein? Das habe ich mich gefragt", erzählt Herman van Veen. "In meinem Stück wird er für eine Mutter und ihre Tochter zu einem Zufluchtsort in Kriegszeiten. Zu einem Heim statt etwas Bedrohlichem. Da wohnt ein Freund." Hermans Geschichte über Hermann. "Ein wahres Märchen": Darauf besteht er. "Und es ist ein Stück zum Lächeln." In "Op een dag in september" macht sich das Mädchen Anna auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei reisen sie und ihre Mitspieler durch ganz Europa - "und wenn wir wieder in Detmold ankommen, sind wir um eine Erfahrung reicher", sagt van Veen. Eine Erfahrung, die einen Weg in die Zukunft öffnet.

Das Drehbuch war fertig, als Sänger und Schauspieler, Tänzer, Musiker und ein Hund - alle hatte van Veen 2008 in einem Casting ausgewählt - am Montag mit den Proben begonnen haben. Aber es ist noch Raum für Änderungen, die sich mit abenteuerlustigen Reisegefährten durchaus spontan ergeben können. "Wir haben einen Bariton, der kann wunderschön Gregorianisches singen", erzählt Herman van Veen. "Das haben wir jetzt beim Proben festgestellt." Und prompt das geplante Lied verworfen. "Er kann unser Lied singen, aber es ist interessanter, ein Lied passend zu seinen Qualitäten zu schreiben." Kleine Kurskorrekturen machen die Reise erst perfekt.

Bis zum 10. August proben die Darsteller im Grabbe. Dann zieht das gesamte Ensemble samt Technikern zum Aufführungsort um, auf die Waldbühne am Hermann. Garderoben und Co. werden in Containern untergebracht, die das Hermannbüro eigens im Wald aufstellen lässt - für volle drei Wochen, bis auch die letzte der zehn geplanten Aufführungen über die Bühne gegangen ist.

"Wir haben natürlich ein paar Ängste", sagt Herman van Veen. Und verpackt sie in einer positiven Formulierung: "Wenn das Wetter mitspielt, kann das ein unvergesslich schönes Erlebnis werden." Die Natur ist eine Sache, die sich auch von den eingeschworensten Reisegefährten nicht beherrschen lässt. Noch so ein Beispiel: der Hund. "Wir haben einen. Aber ob wir ihn unter Kontrolle kriegen - ich weiß nicht." Herman van Veen lacht. "Er macht, was er will."