KATRIN HAAS
Rheinische Post Online
Kwak fietst durch Asien 30 juni 2009

Die beiden Gocher Laura Usinger und Christian van Rens fuhren mit dem Rad einmal quer durch Asien. Mit der Spendentour soll der Bau des Kwak-Hauses der Herman van Veen-Stiftung unterstützt werden.
Nur zwei platte Reifen und einen Felgenriss – für eine Fahrradtour über rund 6 000 Kilometer durch Asien eine gute Bilanz. Bremsblöcke und Ersatzketten hatten Laura Usinger und Christian van Rens schon vorsichtshalber mit dabei. "Von der Badehose bis zur Daunenjacke haben wir alles eingepackt", berichtet Christian van Rens. Das war auch nötig, der Reisebeginn der Spendentour lag im Sommer, die Daunenjacke brauchten die Gocher bei der Bergbesteigung in Nepal.

"Kwak fährt um die Welt", unter diesem Motto stand die Tour, mit der sie Spenden für jeden gefahrenen Kilometer sammelten. Die Erlöse erhält die Herman van Veen- Stiftung Deutschland. Mit den Geldern soll der Bau des Kwak-Hauses finanziert werden. Die Reisekosten tragen Laura und Christian selbst – nur bei Reisematerialien griffen ihnen Sponsoren unter die Arme.

Umweg über Vietnam

Gestartet sind die beiden Gocher in Bangkok, der Hauptstadt von Thailand. Im Anschluss radelten Laura (24) und Christian (26) in Richtung Laos und von dort aus weiter nach Yunnan, eine Provinz Chinas. Da die Radler nicht nach Tibet eingelassen wurden, wurde ein Umweg über Vietnam und Indien bis nach Nepal erforderlich.

Schwierigkeiten gab es in China: In Yunnan verweigerten die Behörden die Einreise nach Tibet und die Verlängerung der Visa. Die Zensur im Land haben die Beiden hautnah miterlebt. Im chinesischen Fernsehen waren fröhliche Tibeter zu sehen, in einem RP-Bericht lasen sie, dass die Tibeter gezwungen wurden, den "Tag der Befreiung von der Leibeigenschaft" durch die Chinesen zu feiern. "Man hat gemerkt, dass die Menschen bei politischen Fragen nicht frei sprechen konnten", sagt Christian van Rens. Dennoch, Nachrichtenportale der gängigen Tageszeitungen seien im Internet zugänglich gewesen.

Mit sechs Packtaschen an den Rädern erlebten sie die Länder abseits der Touristenrouten. Im Durchschnitt schafften sie rund 70 Kilometer täglich. Die längste Etappe lag bei 160 Kilometern pro Tag, die kürzeste bei 23 – dort ging es ständig bergauf. "Jedes Land hat für sich beeindruckt, am meisten haben mir aber Laos und Nepal zugesagt", erzählt Laura Usinger. Die Länder seien einfach sehr unterschiedlich gewesen, Thailand sei kommerziell erschlossen und an westliche Menschen gewohnt, Vietnam noch kommunistisch geprägt.

Besonders ist ihnen die große Rolle der Religion in allen Ländern aufgefallen, die Beiden erlebten viele Rituale und Feste. Der Großteil der Menschen sei sehr freundlich gewesen, hätte selbst bei Armut noch mit ihnen geteilt. "Freunde haben uns gefragt, ob wir nicht ein schlechtes Gewissen hatten, dort als reiche Westliche hinzukommen", sagt Laura Usinger. Doch sie hätten im Gegenteil das Gefühl gehabt, mit den Leuten etwas Wertvolles zu teilen. Die Menschen seien einfach anders, nicht so kleinkariert.

Bei der Rückfahrt durch Deutschland seien sie oft auf ihr Fahrverhalten angesprochen worden: "Das ist hier kein Fahrradweg, junger Mann." Gerade der Überfluss und die Konsumgesellschaft in Deutschland seien ihnen nach den neun Monaten in Asien aufgefallen. Die Freude am Fahren ist übrigens geblieben: In Zukunft wollen die Beiden wieder aufs Rad.