Gisela Kohnen
der Westen
Konfetti und Pingpongbälle 27 september 2009

Emmerich. Er hat Wort gehalten. Bei seinem letzten Auftritt „Hut ab!” vor vier Jahren hatte Herman van Veen versprochen, 2009 wieder zu kommen. „Natürlich”, hatte er gesagt.


Und ganz natürlich und so wie seine Fangemeinde ihn liebt, gab er sich auch bei den beiden Vorpremieren zur Tournee „Im Augenblick” an zwei Abenden im ausverkauften Stadttheater.

Weiße Luftballons schweben auf der Bühne. Herman van Veen tritt auf: schwarze Smokinghose, weißes Hemd, schwarzer und weißer Lackschuh. Und erzählt gleich: „Da sitzt du in der Garderobe, es heißt noch 15 Minuten, du bist nervös, putzt dir die Zähne und fährst dir mit den Händen durch die noch treu gebliebenen Haare…"


Alles fließt mühelos ineinander

Wie seine Bühnenpartnerin, Ausnahmegitarristin Edith Leerkes, greift der 64-Jährige in die Saiten und schmettert über Amsterdam: „Und es regnet, regnet, regnet… Tauben scheißen Rembrandt weiß bei dem Concertgebouw. Und ein Mann steigt in den Zug nach Emmerich ...” Leider hält der ICE dort nicht mehr.
Aus einem großen Bass fischt van Veen eine kleine Violine und gibt ein feuriges Duett mit Leerkes. Und immer wieder kleine Schmonzetten. Wie die von dem Zettel, der er auf dem Dachboden fand und den sein damals neunjähriger Sohn vor 30 Jahren an Papa und Mama schrieb: „Ich habe euch nicht mehr lieb und gehe zu Oma. Bis gleich."

Herman Van Veen wechselt mühelos von Erzählungen zum Gesang, gibt Tanzeinlagen und Zaubereien. Weiße Pingpong-Bälle und glitzerndes Konfetti fliegen durch die Luft.
Auch mit „handgemachter Musik wie 1964” überzeugt er als Panflöten-Spieler - auf den Fingern. Der Entertainer lässt sich nicht aufteilen in Lieder, Texte und Bewegung. Seine Performance greift ineinander - besonders im Zusammenspiel mit Edith Leerkes.

Von früher erzählt der Musiker und Poet: von Vater, Mutter, Opa, und dem Besucher erschließt sich nicht, ob manches Tränchen der Rührung echt oder gespielt ist.

Dass seine Tochter Anne (26) Papas Talent geerbt hat, bewiesen zwei Stücke aus ihrer Feder. In dem sozialkritischen Lied über Köln-Ehrenfeld haben Bewohner Angst, dass die Moschee so groß wird wie der Dom. „Was man hier hört, was man hier sieht, ist der gelebte Unterschied.”

Auch dem jüngsten Fan, Jelena Rauch (8) aus Xanten, hat der Abend mit Papa Wolfgang gut gefallen: „So wie die Edith möchte ich auch einmal Gitarre spielen können."